The Glam – Escapism

(c) PIAS Germany

Letzten November hat sich das Hamburger Trio The Glam erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt mit seiner Debütsingle „Join The Spectres“. Frederic, Phil und Julien machen ihrem Namen nur bedingt Ehre, sei es durch den übermäßigen Gebrauch von Haarspray oder der Liebe für Glamrock-Bands wie T.Rex und das Chamäleon David Bowie. Auch Placebo und U2 sind für die Nordlichter von großer Wichtigkeit. All das kann man auf ihrem Debütalbum „Escapism“ nachhören.

Nach einer kurzen Vorstellung („Introducing The Glam“) legt „Well-Lighted Places“. Zwischen U2 und The Killers machen es sich die Hamburger gemütlich, versuchen sich an melodischem Rock mit irischem Momentum. Gleich hernach das Trio infernale der drei bereits bekannten Songs. „All The Universe“ eine alles umarmende Hymne von ausgewählter Melodik, „Join The Spectres“ ein verdammt sexy Glam-Track und „Walking Ghost“ in seiner fünfminütigen Prägung hochdramatisch, dennoch ohne das gewisse Feuer.

Wie gut, dass der Rest des Albums ein einziges Highlight ist. „Rome Is Calling“ erinnert an Starsailor, erzählt von einem flammenden Inferno. „Moonlight Miles“ hingegen gibt sich offenherzig rockig, lebt von einem feinen Riff. Überdies wurde „Flaming Splendour“ der perfekte Ausklang gefunden. Nach und nach, Schicht für Schicht entkleidet sich dieses Mini-Epos. Hier spielen The Verve mit, dort gibt es versteckte Prog-Anleihen, an der nächsten Ecke gibt es Ansätze zu einem kleinen Solo – sozusagen a little bit of everything.

Die große Stärke von „Escapism“ ist jedoch sein kompaktes Auftreten. Mit der Ausnahme von besagtem „Walking Ghost“ leisten sich The Glam keinerlei Ausritt, sorgen für hörbaren Genuss mit Pop-Appeal. Erwähnte U2 sind besonders wichtig für den Sound der drei Hamburger, dazu Britpop in sämtlichen klassischen und modernen Ausprägungen. Besonders wichtig: Vergleiche hin oder her, es geht um Eigenständigkeit, um gute Einfälle, um dramatische Spannungsbögen, einprägsame Melodien und präzise Gitarrenarbeit. Dazu ein Bono-Organ. Was will man mehr?

VÖ: 03.04.2009
PIAS Germany (Rough Trade Distribution)
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