OMD – History Of Modern

Für OMD (Orchestral Manouvres In The Dark) waren die 80er Jahre das goldene Jahrzehnt. New Wave war zu Beginn der 80er eine der beliebtesten Stilrichtungen überhaupt, und OMD schwammen auf dieser Erfolgswelle ganz oben mit. Da man zudem mit der Zeit ging und nach und nach auch poppigere Einflüsse zuließ, war der Erfolg zudem von durchaus langer Dauer. So verging kaum ein Jahr, in dem die Band nicht mindestens einen großen Hit landen konnte.

Mit den Jahren wurde die Liste der Erfolge immer länger und heutzutage gelten Titel wie „Enola Gay“, „Maid Of Orleans“, „Talking Loud And Clear“ oder „(Forever) Live And Die“ längst als Klassiker. Ende der 80er ging man dann getrennte Wege, doch Sänger Andy McCluskey ließ sich nicht beirren und nahm unter dem Namen OMD auch fortan neue Songs auf. So begannen auch die 90er Jahre überaus vielversprechend für McCluskey. Songs wie „Sailing On The Seven Seas“, „Pandora’s Box“ und „Stand Above Me“ waren soundmäßig an die 90er Jahre angepasst, atmeten aber dennoch weiterhin den Geist der 80er. Spätere Veröffentlichungen, wie das 1996er Album „Universal“, das mit dezenten Britpop-Einflüssen überraschte, floppten allerdings, so dass OMD nach 1998 erst mal Geschichte waren.

Umso überraschender kam 2006 die Ankündigung, dass sich OMD in Originalbesetzung wieder zusammentun würden und ein neues Album in Planung wäre. Tatsächlich finden sich Andy McCluskey, Paul Humphreys, Malcolm Holmes und Martin Cooper im Jahr 2008 gemeinsam im Studio ein und beginnen mit den Vorbereitungen für das große Comeback. 2010 ist es dann endlich soweit – alle Titel sind eingespielt und die neue Platte „History Of Modern“ kann erscheinen. Ein passender Name, verknüpfen OMD darauf doch unverkennbar ihre 80er Jahre-Wurzeln mit an den aktuellen Zeitgeist angepassten Klängen. McCluskey selbst behauptet, es handle sich bei der neuen Platte um das beste Album seit „Architecture & Morality“, jenem 80er Jahre-Meisterwerk, aus dem das geniale „Maid Of Orleans“ als Single ausgekoppelt wurde. Nimmt man die neue CD genauer unter die Lupe, muss man als Fan leider feststellen, dass dieses extrem hohe Niveau leider zu keiner Zeit erreicht werden kann. Dennoch ist „History Of Modern“ alles andere als ein schlechtes Album. Ganz im Gegenteil, wir haben es sogar mit einer sehr guten Platte zu tun, die spätere OMD-Werke wie „Liberator“ oder „Universal“ locker in die Tasche steckt.

Als absolute Überflieger der Platte kristallisieren sich schnell der flotte, stark an die New Wave-lastigen Hits aus den frühen 80er Jahren erinnernde Opener „New Babies: New Toys“, die an den Klassiker „Walking On The Milky Way“ erinnernde Vorab-Single „If You Want It“, das elektrolastige „The Future, The Past, And Forever After“, das wiederum von den 80ern inspirierte „Sister Marie Says“, bei dem OMD Teile die Melodie ihres eigenen Hits „Enola Gay“ adaptiert haben, sowie das ruhige, getragene „Bondage Of Fate“ heraus. Doch auch Songs wie das „History Of Modern“-Doppel und „New Holy Ground“ müssen sich hinter den genannten Titeln nicht verstecken, besitzen sie doch ihren ganz eigenen Charme.

Leider hat sich aber auch der eine oder andere Song eingeschlichen, der nicht so richtig zünden will, und mit dem zwanghaft auf modern gemachten „Pulse“ ist sogar ein Totalausfall auf der Platte enthalten. Dies ist besonders deswegen schade, da OMD ein absolutes Topalbum hätten abliefern können, hätten sie die zwei bis drei schwächeren Songs einfach weggelassen. Denn auch ohne diese Lieder hätte das mit dreizehn Songs sowie gut 58 Minuten Länge relativ üppig ausgestattete Werk genug ‚Value for Money‘ geboten.

Insgesamt haben wir es bei „History Of Modern“ mit einem zu gleichen Teilen modernen wie erfrischend altmodischen OMD-Album zu tun, das sich locker unter den besten fünf besten OMD-Platten einreiht, an das Niveau eines Meisterwerks wie „Architecture & Morality“ allerdings nicht herankommt. Letzteres sollte allerdings kein Problem darstellen, denn auch wenn das Album das hochgesteckte Ziel nicht erreichen kann, so bekommen die Fans doch ein geniales Comeback-Album geboten, das OMD hoffentlich wieder an die Spitze zurückbringen wird. Verdient hätten sie es auf jeden Fall.

VÖ: 17.09.2010
bluenoise (Rough Trade Distribution)

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