Professor Green – Alive Till I’m Dead

Professor Green

Die Vergleichskultur in der Musikwelt ist schon eine gar schrullige Sache. Bevor man einem Künstler oder einer Band einen eigenen Stil oder einen eigenen Weg zugesteht, werden Parallelen gesucht. So wird der Brite Professor Green als ’neuer Eminem‘ gefeiert – als weißer Rapper mit durchaus scharfer Zunge natürlich halbwegs naheliegend. Greens Debüt „Alive Till I’m Dead“ hat jedoch wesentlich mehr zu bieten.

Erstes mögliches Hindernis ist Greens etwas ungewöhnliche Stimme, an die man sich erst gewöhnen muss – eine weitere potentielle Parallele zu Eminems Anfängen. Und dann? Mimt der Rotschopf den Zyniker auf „Monster“ mit Kollege Example und kreiert abgedrehte Bad Boy-Fantasien. Immer wieder mit dabei: Pixie Lott als Objekt der Begierde, unter anderem auch im von wütenden Synthi-Attacken zersetzten „Oh My God“ mit einer Liebeserklärung der anderen Art.

Wem das zu heftig und/oder bissig ist, der darf sich über ein Hit-Triumvirat der besonderen Art hermachen, mit dem Green „Alive Till I’m Dead“ eröffnet. „Kids That Love To Dance“ ist ein überraschend tanzbarer Track mit leichten Drum’n’Bass-Elementen geworden. Gastsängerin Emeli Sandé hat bereits UK-Rap-Erfahrung, hat unter anderem Tracks mit Wiley und Chipmunk aufgenommen. Die Singles „Just Be Good To Green“ (mit Lily Allen) und „I Need You Tonight“ (mit Ed Drewett) hingegen ‚beschränken‘ sich darauf fleißig zu sampeln und zu covern, sich mit ein wenig Tongue in Cheek den Charts zu nähern – hat zumindest in UK hervorragend funktioniert.

„Alive Till I’m Dead“ ist erfrischendes, facettenreiches Rap-Album, das mit Überraschungen förmlich vollgepackt wurde. Dazu zählt auch „Closing The Door“, auf dem Fink über eine markante Bassline singt – Dub be good to me, indeed. Auch die Grime-Szenerie wird mit „Jungle“ entsprechend bedient. Wünsche bleiben im Prinzip keine offen – Professor Green beantwortet sämtliche offene Fragen mit einem stechenden Blick und der Erkenntnis, dass ein gewisser Herr Mathers wohl doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein muss. Hier gehen Talent, gute Songs und außergewöhnlicher Stil Hand in Hand.

VÖ: 24.09.2010
Virgin Records (EMI Music)

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