Example – Won’t Go Quietly

Example

Mit diesem Artikel möchte ich einer Funktion vieler Download-Shops danken, die ich zu Beginn wegen dämlicher Ergebnisse oft belächelt hatte, mittlerweile aber sehr zu schätzen weiß: Sie heißt „Hörer kauften auch“. Denn genau durch diese Funktion stößt man sogar als gut informierter Online-Redakteur ab und zu auf interessante Interpreten, von denen man vorher noch nie etwas gehört hatte. Nehmen wir als Example den Rapper… Example.

Ich war auf der Suche nach neuem Material der amerikanischen Atzen-Rapper LMFAO als ich über besagte Funktion auf den Hinweis auf Example stolperte. Gemeinsam haben die beiden Interpreten eigentlich nur die mal gerappten, mal gesungenen frechen Texte. Ansonsten klingt der britische Elliot John Gleave, so sein bürgerlicher Name, eher nach dem schottischem Calvin Harris. Doch irgendwie hatte der Download-Shop wohl erkannt, dass es genau das richtige für mich sei. Ich hörte also in sein 15-Track-starkes Album „Won’t Go Quietly“ und bekam eine eindrucksvolle Mischung aus Hip-Hop, Electro und ein wenig Rock serviert, die manchmal eingängig poppig („Watch The Sun Come Up“), manchmal schrill und extravagant („Hooligans“) daherkommt. Genau diese Bandbreite, die Ungezwungenheit und das Gefühl, dass hier einer richtig Spaß an seinen Produktionen hatte, haben mich überzeugt und tatsächlich zum Kauf bewegt. Der Download-Shop wird sich gefreut haben.

Ist man dann beim letzten Track der Platte angelangt, merkt man plötzlich: Moment, habe ich etwa doch schon mal etwas von Example gehört? Die rockige Electro-Nummer „Girl Can’t Dance“ ist nämlich als Bonus-Track enthalten und war das erste musikalische Lebenszeichen von Example im Jahre 2008. Der Song schaffte es damals in diverse DJ-Sets und auf Dance-Compilations und stellte die Theorie auf, dass schlechte Tänzerinnen auch schlecht im Bett seien. Dadurch fühlten sich viele Deutsche wohl persönlich angegriffen und so verschwand der Brite bei uns wieder von der Bildfläche, während er es mit seinen Singles „Watch The Sun Come Up“, „Won’t Go Quietly“ und „Kickstart“ in seiner Heimat sogar bis in die Top 3 schaffte. Auch das Album hielt sich in den UK im Sommer tapfer in den Top 5. Höchste Zeit also dem heute 28-Jährigem auch hierzulande wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, selbst wenn man immer noch nicht tanzen kann.

Für die  Tanzmuffel hält Gleave aber – vielleicht gerade deshalb – auf seinem Longplayer auch ein paar Songs bereit, auf die man zur Not auch mal einen einfachen Stehblues tanzen kann. Beeindruckend sticht hier die Ballade „Millionaires“ heraus, in der es um Gefühle und Situationen geht, die selbst Millionen Worte nicht beschreiben können. Auch „Won’t Believe The Fools“ enthält ruhigere Momente, die mit einem gefühlvollem Piano unterlegt wurden. Diese Song stehen im krassen Gegensatz zu den clublastigen Electro-Smashern wie „Dirty Face“ oder „Sick Note“, die sich gerade gegen Ende der LP häufen.

So räume ich spätestens jetzt der „Hörer kauften auch“-Funktion ihre Berechtigung ein und hoffe, dass sie nicht eines Tages die Funktion eines informierenden Online-Redakteurs ersetzt. Denn die besten Geheimtipps erfahrt ihr natürlich immer noch hier: auf beatblogger.de.

VÖ: 29.06.2010
Data Records
Won’t Go Quietly @ Amazon kaufen
Example @ myspace