Tusq – Patience Camp

Tusq

Wenn sich Mitglieder von Schrottgrenze, D-Sailors, Herrenmagazin und The Coalfield zusammentun, erwartet man vieles, aber wohl kaum Tusq. Der Sound des Debütalbums „Patience Camp“ würde man wohl The Soundtrack Of Our Lives oder Motorpsycho in deren jeweiligen Pop-Phasen zuordnen. Eine Enttäuschung? Mitnichten!

Aufgenommen vor den Toren Lahtis, brilliert „Patience Camp“ beim ersten Durchlauf durch seine beiden Überhits. Die erste Single „You And I“ ist ein smarter Rocksong mit großartigem Pop-Momentum, der von zuckersüßen Vocals und der dazu passenden Melodie lebt – Oasis ohne Rüpelgestik, quasi. Ebenso wird man „Fortune“ mit seinem melancholischen Akkordeon, dem deutlich kantigeren Gesang und dem großartigen Fernweh nicht los – Turbostaat mit einer Überdosis Euphorie und Lebensfreude.

Je länger man sich mit den zehn Songs auseinandersetzt, desto deutlicher entfaltet sich das Gesamtkunstwerk „Patience Camp“. Im Opener „Urban Spaces“ macht sich eine gewisse Aufbruchsstimmung breit, während „Let The Fairies Lead The Way“ eine kauzfreie Antwort auf aktuelle Arcade Fire-Großtaten zu sein scheint. „Unfold“ als Rausschmeißer mit seinen weitläufigen Korridoren aus Hall und Feedback ist ebenso als gewaltiger Geniestreich zu bezeichnen.

Keine Frage, Tusq übertreffen sich auf ihrem Debüt selbst. „Patience Camp“ rockt, ohne sich zu seher der Allmacht der Gitarre zu verschreiben; setzt auf poppige Eingängigkeit, ohne sich dem Airplay zu prostituieren. Ergebnis ist ein verzauberndes, von Grund auf sympathisches Debütalbum von vier Herren, denen man diesen Sound nicht unbedingt zugetraut hat. Und doch steht sie hier, eine der schönsten und ehrlichsten Platten des Jahres.

VÖ: 22.10.2010
Strange Ways (Indigo)

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