The Bewitched Hands – Birds & Drums

Weniger ist manchmal mehr, wie man an The Bewitched Hands sehen kann. Deren ellenlanger Name The Bewitched Hands On The Top Of Our Heads wurde dankenswerterweise gekürzt, ohne dabei die Musik zu beschneiden. Wer die vor genau vier Monaten erscheinene EP „Hard To Cry“ noch im Hinterkopf hat, wird sich in das Debütalbum „Birds & Drums“ sofort verlieben. Und wer nicht… ebenfalls.

Die Zeitreise in eine Ära, in der psychedelisch angehauchter Indie-Pop noch direkt neben hochgradig eingängigen Melodien und leicht ausgeflippten Gesten stehen durfte, darf durchaus als gelungen bezeichnet werden. Ist der Opener „Happy With You“ noch eine schwer rockende Achterbahnfahrt durch Regenbogenlandschaften, so beobachtet man im Titeltrack „Birds & Drums“ Leoparden, die mit Pinguinen bei einer Tasse Kräutertee über den FTSE diskutieren. Man weiß nie so recht, wo sich The Bewitched Hands gerade befinden, genießt aber sympathische Popsongs wie „So Cool“ und ausgeflippte MGMT-Torpedos Marke „24 GET“ doppelt und dreifach.

Geschickt wurden die beiden großen Hits des Debüts direkt hintereinander platziert. „Work“ ist ein zweieinhalbminütiges Schmankerl mit kaskadenartig arrangiertem Refrain und feinsinniger Gesangsmelodie, ein Kunstwerk französischer Handwerkskunst. Gleich dahinter lauert „Hard To Cry“ von der gleichnamigen EP in fünf herzerweichend verdrogten und psychedelisierten Minuten voller Leiderschaft, jenseitig arrangierter, polyphoner Passagen und großen Melodien von einer beeindrucken schlicht gehaltenen Gitarre. Das ist die Kunst der simplen Komplexität, das ist Poesie im Songformat.

Man kann es auch wesentlich einfacher sagen: „Birds & Drums“ ist ein verdammtes Meisterwerk. The Bewitched Hands wechseln nicht einfach so mir nichts dir nichts auf die Überholspur, sie sind die Überholspur. Ihr Debüt strotzt vor frischen Ideen, vor verdammt guten Songs, einprägsamen Melodien und einer unüberbietbaren Leichtigkeit, die man in dieser Form lange nicht gehört hat und wohl auch so schnell wieder hören wird. Beeindruckend in jeder Hinsicht.

VÖ: 19.11.2010
Savor Faire (Sony Music)

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