Dalriada – Ígéret

Dalriada

Wie die Gulaschsuppe der gut bürgerlichen Küche, so der Einfluss Ungarns auf die europäische Klassik. Dass heimische Folklore ebenfalls exporttauglich ist, will nun die Formation Dalriada beweisen. Seit sieben Jahren spielen die sechs Musiker ihre Art des Folk-Metal, episch, kräftig und vor allem erfolgreich. Ihr sechstes Album „Ígéret“ erscheint erstmals weltweit. Man mache sich darauf gefasst.

Fernab von Puszta-Einöde oder volkstümlicher Standardware stehen Dalriada spätestens seit ihren drei vorangegangenen Alben für ein hellauf lebendiges, farbenfrohes Auftreten. Durch Ergänzung klassischer Streichinstrumente gewann ihre Musik an weiteren Facetten – ohne das Erbe zu vernachlässigen, die Geschichte des Landes, seine Legenden, wie sie die Band durch ihre Lyrics in Landessprache erzählt. Dieses Gefühl steckt auch in der Wucht jeder einzelnen Komposition. Angefangen bei „Hajdútánc“, einem feurig-scharfen Tanz zum Auftakt. Gesanglich wechseln sich bereits hier Doppelparts und ein keifendes Echo gelungen ab.

Sängerin Laura Binder fällt dabei durchweg ein Großteil des Charismas Dalriadas Musik zu, während ihr Gegenüber, Bandgründer und Gitarrist András Ficzek, den männlichen Gesangsteil unterschiedlicher Ausprägung beisteuert. Vollkommen in ihrer Harmonie begriffen, lassen sie ihre progressiven Songs Bilder ganzer Landschaften malen. „Mennyei Harang“ gehört dazu, die Doublebase partiell im Anschlag, erlebt man die authentische Leidenschaft der Band. Ehe mit „Ígéret“ (dt., ’Versprechen’) ein neuerlicher Tanz vollführt wird, in dem sich E-Gitarren und Violinen gegenseitig in immer neue Höhen treiben.

Die Feier ist im vollen Gang und wird angereichert um Songs mit klarem Power Metal Einschlag: „Kinizsi Mulatsága“, „Hozd el, Isten“ oder „Leszek a Hold“ mit Korpiklaanis Sänger Jonne Järvelä und Pianomotiv. Deutlich langlebiger sind das episch angehauchte „A Hadak Útja“ und die Folk-Symphonie „Leszek a Csillag“. Ausschweifende Soli, Chöre, gutturaler Gesang und ein satter Sound – gerne von spielerischen Wechseln des Stils durchkreuzt. Sie mögen etwas übertrieben vorkommen, machen aus dem Album aber ein wirklich unterhaltsames Gesamtwerk. Dalriadas Blick über den eigenen Suppentellerrand erfolgte offenbar zur rechten Zeit. Die Festivals 2011 sind in Reichweite. Hier hat Ungarn ein heißes Eisen im Feuer.

4/5 | Album | 18.02.
AFM Records (Soulfood)

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Video „Hajdútánc“: