The Kills – Blood Pressures
The Kills melden sich zurück. Drei Jahre sind seit „Midnight Boom“ vergangen, in denen Sängerin und Gitarristin Alison „VV“ Mosshart unter anderem zwei Alben mit Rock-Supergroup The Dead Weather (u.a. Jack White) veröffentlicht hat. So verwundert es auch nicht wirklich, dass der neue Streich „Blood Pressures“ in einigen Momenten an das Nebenprojekt erinnert, wobei Mosshart und Jamie „Hotel“ Hince natürlich den klassisch verzerrten Kills-Sound in seiner vollen Garage-Blüte zelebrieren.
Was sich bei der hypnotisierenden, von schwülstigem Blues geprägten Vorabsingle „Satellite“ und dem verhältnismäßig leichtfüßigen Gratis-Download-Track „DNA“ bereits in Ansätzen angekündigt hat, wird auf Albumlänge entsprechend zelebriert – offene Scheuklappen, mehr Mut zu Experimenten und klassische Kills-Trademarks wie die manische Melodie im gemächlich auftrabenden Opener „Future Starts Slow“. Die düstere Aura ist natürlich mit der letzten Dead Weather-Platte vergleichbar, tritt aber im reduzierten „Damned If She Do“ noch eine Spur deutlicher zu Tage: charmant schwerfällig, erotisierend entkleidet, von gelegentlich aufbrandenden Gitarrenwänden durchzogen.
Spätestens ab dem dritten Track „Heart Is A Beating Drum“ brechen Mosshart und Hince endgültig aus, lassen eine zuckersüße, beinahe maschinell wirkende Melodie von gewohnt schmutzigen Gitarren zersetzen. „You Don’t Own The Road“ hingegen zitiert PJ Harvey und zeigt gleichzeitig, woher Laura-Mary Carter von den Blood Red Shoes ihre Energie bezieht – großartige Vocals, fantastischer Rhythmus. Als ‚Überraschungshit‘, wenn man das bei der innigsten britisch-amerikanischen Freundschaft seit Bush/Blair überhaupt sagen will, entpuppt sich das charmante „Baby Says“ mit einem Hauch von 60s Rock und Surf-Akkorden in einem ohrenbetäubenden, bedeutungsschwanger wabernden Soundteppich an Distortion und öligem Schönklang.
Schmutz und Ehrlichkeit – zwei Qualitäten, die auch das vierte Album der Kills entscheidend prägen. „Blood Pressures“ ist auf den Punkt gegrillt mit seinen gewohnt düsteren, unpolierten Arrangements und heftig verzerrten Gitarrenwänden. Dank einem zusätzlichen Hauch von Melodie, Retro-Attitüde und experimentellem Spieltrieb ist es gleichzeitig auch ihre beste weil vielseitigste und mutigste Platte. VV und Hotel brechen mehr und mehr aus ihrem Mikrokosmos aus und entdecken die Welt. Ganz ohne Dora.
VÖ: 01.04.2011
Domino Records (GoodToGo / Rough Trade Distribution)
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