Bush – The Sea Of Memories
Skunk Anansie, Stone Temple Pilots und jetzt Bush – die 90er Jahre melden sich wieder zurück. Letztere Post-Grunge-Rocker um Gwen Stefanis Gatten Gavin Rossdale sind für Hits wie „Machinehead“, „Swallowed“ und „Letting The Cables Sleep“ verantwortlich, lösten sich 2002 auf und tauchten größtenteils unter. Einzig Rossdale war mit Institute und seiner Solokarriere einigermaßen im Rampenlicht geblieben. Gemeinsam mit Drummer Robin Goodridge, Stand-in Chris Traynor und Neu-Bassist Corey Britz melden sich die US-Amerikaner nun in Form von „The Sea Of Memories“ zurück, lassen jedoch den Grunge wohl endgültig Grunge sein.
Die erste Single „The Sound Of Winter“ hat bereits gezeigt, dass bei Bush neue Zeiten angebrochen sind. Statt entfesseltem Rock und großen Gesten übt man sich hier im puren Understatement, was jedoch durchaus seinen Reiz hat. Zarte Strophen, angenehm warmer Gesang und schließlich ein Refrain, der zwar ebenfalls keine großen Sprünge macht, dafür mit all seiner Intensität unter die Haut geht – ein Hit eben. Davon gibt es zahlreiche, beispielsweise den ähnlich gestrickten Opener „The Mirror Of The Signs“ und das deutlich bissigere „She’s A Stallion“ mit überraschend süßlichem Chorus – natürlich Highlights mit leichter Institute-Note.
Große Überraschungen gibt es nicht, sobald man die ersten beiden Tracks verdaut hat. Smarte Rocker mit ein wenig Biss und hymnischem Charakter („All My Life“, „Stand Up“) treffen auf Cholesterin behaftete Balladen („All Night Doctors“, „Be Still My Love“), die sich gefährlich nahe an der Grenze zum Kitsch befinden und glücklicherweise auf Albumlänge nicht weiter ins Gewicht fallen. Viel interessanter ist jedoch ein Song wie „The Afterlife“, der bereits in den Strophen amtlich nach vorne geht und im Refrain schließlich – dezent angepoppt – ein wenig gen klassischen Rock-Duktus klopft. Ebenso wie das forsche, etwas nachdenklichere „The Heart Of The Matter“ brennt sich der Track ein, zeigt Rossdale und Konsorten von ihrer smarten Seite.
Klassische Bush-Sounds darf man freilich nicht erwarten, die Zeit entfesselter Rock-Hymnen ist vorbei, härter als auf „The Afterlife“ wird es nicht. Im Prinzip platziert sich „The Sea Of Memories“ irgendwo zwischen Institute und dem Solomaterial von Gavin Rossdale, wobei gerade die Tracks zwischen Melancholie und Understatement – eben „The Sound Of Winter“ oder „The Mirror Of The Signs“ – ihr Ziel nicht verfehlen. Blendet man die Balladen aus, liefern Bush ein ansprechendes Comeback-Werk ab, das (bewusst?) nicht an den klassischen Sound anknüpft und stattdessen vergleichsweise neue Wege beschreitet. Freilich ist das Geschmackssache, doch so lange die Songs stimmen, soll nichts Schlimmeres passieren.
VÖ: 28.10.2011
earMUSIC (Edel Music Distribution)
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