Nightwish – Storytime

Nightwish

In ihrer Heimat gehören sie bereits seit 1997 zu absoluten Superstars, hierzulande feierten sie erst 2004 mit der Hitsingle „Nemo“ ihren großen Durchbruch: Die Rede ist von der Symphonic-Metal-Band Nightwish aus dem finnischen Kitee. Mit der damaligen Sängerin Tarja Turunen und dem Platin-Album „Once“ schienen die Zeichen auf Dauererfolg zu stehen, doch es sollte anders kommen. Aufgrund eines ominösen Streits innerhalb der Band folgte 2005 die Trennung von Turunen; neue Frontfrau nach einem umfangreichen Casting wurde Anette Olzon. Nach dem ersten gemeinsamen Longplayer „Dark Passion Play“ 2007 folgte eine vierjährige Pause, ehe sie Ende dieses Jahres mit dem Song „Storytime“ nachlegen.

Der Vorbote aus dem kommenden Album „Imaginaerum“ fällt gewohnt orchestral und bleischwer zugleich aus. Eingeleitet von bedrohlich wirkenden Echos, hinterhältigen Piano-Klängen und monströsen E-Gitarren, beginnt die erste Strophe, die im Gegensatz zum imposanten Arrangement aufgrund Olzons doch eher lieblichen Stimmfarbe etwas zu brav daherkommt. Bereits hier vermisst der geneigte Fan die operettenhafte Röhre Turunens, die stets wunderbar und mit der gebotenen Dramatik Songs wie „Sleeping Sun“ oder „Wish I Had An Angel“ Leben einhauchte. Nichtsdestotrotz kann auch „Storytime“ besonders im Refrain, der fließend aus den Strophen hervorgeht, mit seiner eingängigen Melodie punkten. Die Tatsache, dass sich Nightwish mit diesem Song wieder mehr in Richtung Mainstream bewegen, sollte dabei jedoch nicht als qualitative Rückentwicklung aufgefasst werden. Im Mittelteil werden noch mal schwere Geschütze in Form von treibenden Drums, polternden Geigen und choralem Bombast aufgefahren, die als Soundtrack für die nächste „Fluch der Karibik“-Fortsetzung durchaus prädestiniert wären. Mit einem Paukenschlag nach dem finalen Chorus werden die vier Minuten würdevoll beendet.

„Storytime“ überzeugt besonders durch seine Nightwish-typische Energie, kann jedoch mit Klassikern wie eben „Nemo“ nicht hundertprozentig mithalten. Stellenweise fehlt der überspringende Funke, die oft zitierte zündende Idee, die den Song einzigartig macht. Diesen Aspekt ausschließlich mit Tarja Turunens Abgang zu erklären, wäre jedoch müßig. Anette Olzon hat sich mittlerweile gut in die Band integriert und mit ihr einen erfolgreichen Neubeginn hingelegt. Nicht umsonst hielt sich „Dark Passion Play“  – wie sein Vorgänger – satte 39 Wochen in den deutschen Albumsharts und stürmte bis auf Platz 1. Mit „Storytime“ wird nun eine aufregende Geschichte weitererzählt. Man darf gespannt sein, welche potenziellen Perlen auf „Imaginaerum“ noch auf ihre Freilassung warten.

3,5/5
VÖ: 11.11.2011
Nuclear Blast (Warner Music)

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