The Cranberries – Roses

The Cranberries

Vorhang auf, die Comeback-Parade 2012 ist hiermit offiziell eröffnet. Den Anfang macht die irische Rockband The Cranberries, die besonders durch ihren Nr. 1-Hit „Zombie“ aus dem Jahr 1994 weltberühmt wurde. Das dazugehörige Album „No Need To Argue“ sowie die beiden Nachfolger „To The Faithful Departed“ (1996)  und „Bury The Hatchet“ (1999) konnten ebenfalls Spitzenpositionen einfahren. Anfang des neuen Jahrtausends wurde es jedoch ruhig um die Gruppe und im September 2003 folgte die vorläufige Trennung. Nun, fast zehn Jahre später wagt man mit dem Longplayer „Roses“ einen Neubeginn und setzt auf die bewährte Mischung aus Pop, Rock und Irish Folk, wobei großartige Überraschungen ausbleiben.

Der Einsteiger „Conduct“ stellt eine gediegene Ballade mit eigenwilliger Struktur dar, die dank der markanten und einzigartigen Stimmfarbe von Leadsängerin Dolores O’Riordan auch ohne Mörder-Refrain auskommt. Ebenso tiefsinnig präsentiert sich die erste Single-Auskopplung „Tomorrow“ und wirkt mit dem Einsatz klassischer Akustikgitarren sowie der poppig angehauchten Melodie ungewohnt europäisch. Die Message, sein Leben in die Hand zu nehmen und nicht zu viele Gedanken an unwichtige Dinge zu verschwenden, da es morgen bereits zu spät sein könnte, bringen die vier Herrschaften recht überzeugend rüber. Auch mit dem rockig-folkigen „Schizophrenic Playboy“ können sie punkten und warnen gleichzeitig vor unkalkulierbaren Risiken sexuell motivierter Zusammentreffen, in Fachkreisen auch ‚Dates‘ genannt.

Krasse Gegensätze herrschen bei „Astral Projections“, das sich entfernt an ihren größten Hit vor 18 Jahren anlehnt. Während die Strophen ruhig bis andächtig gehalten sind, legen im Refrain Gitarre, Bass und Drums so richtig los. Mainstream-Fans werden dagegen mit dem radiotauglichen „Raining In My Heart“ zufriedengestellt, das mit dem durchaus gelungenen Einsatz eines Schifferklaviers allerdings bereits die größte Überraschung des Albums darstellt. Der Titeltrack und gleichzeitige Rausschmeißer „Roses“ legt noch einmal gänzlich den Fokus auf O’Riordans außergewöhnliche Stimme, verpasst jedoch das finale Feuerwerk und kommt eher als dahinplätscherndes Lullaby um die Ecke.

„Roses“ kann man wohlwollend als zahnlosen Tiger bezeichnen. Handwerklich sind die einzelnen Songs wie immer gut gemacht und sauber produziert, es fehlt hier und da jedoch ein wenig an Biss. Vor allem einen schmutzig-eindringlichen Rocksong werden die Fans auf dem Nachfolger von „Wake Up And Smell The Coffee“ schmerzlich vermissen. Dagegen nähert man sich wie auch bei den letzten Werken dem Mainstream immer mehr an, was allerdings nicht als negativ zu bewerten ist. Mit guter Promotion und überzeugenden Live-Auftritten können die Moosbeeren sicherlich einiges aus dem Album rausholen, auch wenn der balladeske Anteil hier deutlich überwiegt. Für Freunde des schnörkellosen Folk-Pops mit tiefgründigen Songtexten ist „Roses“ jedoch wie geschaffen und sollte der Band somit auch einige potenzielle neue Fans bescheren, die man vor gut zehn Jahren noch nicht unbedingt zur Kernzielgruppe gezählt hätte.

VÖ: 24.02.2012
Vertigo Berlin (Universal Music)

Roses @ musicload | @ Amazon kaufen

The Cranberries @ Home | @ Facebook