Olli Schulz – SOS – Save Olli Schulz

Olli Schulz

Seinen Major-Ausflug hat Olli Schulz hinter sich, der Hund Marie ist bei Tomte gelandet, den Bundesvision Song Contest konnte er nicht nach Hamburg holen. Für sein zweites Soloalbum „SOS – Save Olli Schulz“ ließ er sich von Produzent Moses Schneider in eine kleine Kabine im Berliner Transporterraum-Studio einsperren, nahm Stunden an Musik mit seiner Akustikgitarre und Schlagzeug-Begleitung von Ben Lauber auf. Herausgekommen sind 14 Songs und einige Zwischenspiele, die Schulz als vitalen Songwriter zwischen autobiographischen Erlebnissen, humorvollen Beobachtungen und nachdenklichen Geschichten zeigen.

Gerade besagte Zwischenspiele und Ansagen stehen stellvertretend für das Live-Gefühl, das Schulz und Schneider auf dieser Platte einfangen wollten. „Briefmarke“ beispielsweise baut binnen 30 Sekunden Spannung auf, um diese mit einer unerwarteten Wendung verpuffen zu lassen. In „H.D.F.K.K.“ erzählt Schulz zu Beginn vom Schriftverkehr mit einem Fan via Myspace, bevor er sich auf einen überraschend bissigen und direkten Zweiminüter stürzt, zu dem ihn eine Hipster-Interview-Partnerin getrieben hat. Ob „Verliebt in 2 Mädchen“ ebenso eine Geschichte aus dem Leben des Songwriters ist, bleibt jedoch offen. Was bleibt, ist ein schmissiger Country-Rock-Basslauf.

Zahlreiche Gäste – unter anderem Marten Ebsen (Turbostaat), Walter Schreifels, Gisbert zu Knyphausen, Winson und Arne Augustin (Nena, Officer I’m High) – säumen den Weg dieser sympathischen, kurzweiligen Platte, auf der die herrlich sarkastische Abhandlung  über die Gattung „Spielerfrau“ auf das schwermütige „Old Dirty Man“ trifft, das sich mit der Erkenntnis der Vergänglichkeit befasst. „Koks & Nutten“ beleuchtet den Weg eines gescheiterten Künstlers, der am Höhepunkt seines vermeintlichen Erfolges von Drogen und Alkohol aus der Bahn geworfen hat, Happy-End inklusive. Selbst die „Schrecklich schöne Welt“ ist für Olli Schulz kein Problem, er hält sich die Mühen des Alltags mit einem Mungo Jerry-Gedächtnis-Arrangement singend vom Leib.

„Pass auf, bist du bereit?“, fragt Schulz gleich zu Beginn und rennt damit offene Türen ein. Auf „SOS – Save Olli Schulz“ rettet er sich selbst, obwohl er zu keiner Zeit in Not gewesen sein dürfte (oder wer der Charterfolg von „Mach den Bibo“ am Ende doch zu viel des Guten?). Die über weite Strecken reduzierten Arrangements und die Live-Atmosphäre tun dem Album gut, selbst das übertrieben ‚lustige‘ Outro „Danke an alle“ nimmt man leicht nickend in Kauf. Olli Schulz lebt seine Musik und punktet vor allem in seinen nachdenklichen Storytelling-Momenten. „Wenn es gut ist“ heißt der Opener – und tatsächlich, das ist es.

VÖ: 16.03.2012
Trocadero (Indigo)

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