Alanis Morissette – Guardian

Alanis Morissette

Die Älteren werden sich erinnern: 1995 startete ein kleines 20-jähriges Energiebündel namens Alanis Morissette wie aus dem Nichts mit ihrer bombastischen Single „Ironic“ und besonders dem Album „Jagged Little Pill“ weltweit ihre kometenhafte Karriere. Dabei sah es fünf Jahre zuvor, als sie bei der US-amerikanischen Castingshow „Star Search“ (ja, schon 1990 gab es so etwas) bereits in der ersten Runde ausschied, noch reichlich düster aus. Doch die Kanadierin glaubte an ihr Talent und sollte Recht behalten. Ihr Debüt ging unglaubliche 32 Millionen mal rund um den Globus über die Ladentheke. 17 Jahre und vier Alben später ist ihr Erfolgshunger immer noch nicht gestillt, und so veröffentlicht sie mit „Guardian“ eine weitere rockige Nummer, die ihr wie auf den Leib geschneidert wirkt.

Dabei legt die Midtempo-Ballade einen recht ruhigen Start hin, dieser wird jedoch bereits wenig später durch einen Paukenschlag von Drums und radiotauglichen Gitarren-Riffs abgelöst. Getragen wird die einprägsame Melodie zudem von sanften, gar harmonischen Pianoklängen, die sich mit Einsetzen der Strophen vornehm zurückhalten, um Platz für Alanis‘ einzigartige Stimmfarbe zu schaffen. Warmherzig und gewohnt souverän intoniert sie die kurzen Verse, wobei merklich auf atmosphärisch aufblasenden Schnickschnack verzichtet und der Fokus gänzlich auf ihr wandlungsfähiges Organ gelegt wird. Der anschließende Refrain sprüht nur so vor lebensbejahender Euphorie; gepaart mit den positiven Lyrics („I’ll be your keeper for life as your guardian“) vermittelt Alanis einen musikalischen Vertrauensbeweis, der unter die Haut geht. Mag das „Ich bin immer für dich da“-Thema noch so ausgelutscht sein; die 38-Jährige schafft es spielend, dem Song dank ihrer unverwechselbaren Röhre einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken.

Weiterhin positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass sie soundtechnisch erneut zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Fielen Songs wie „Underneath“ oder „Everything“ für die meisten Fans eine Spur zu seicht aus, rücken hier wieder kraftvollere Töne in den Vordergrund. Natürlich kann „Guardian“, auch aufgrund seiner balladesken Struktur, mit dem herrlich schmutzigen Aufbau von „You Oughta Know“ oder eben „Ironic“ nicht ganz mithalten, dafür präsentiert sich Alanis jedoch sowohl stimmlich als auch vor allem textlich auf einem überaus hohen Niveau. Ob das auch für das kommende achte Studioalbum „Havoc And Bright Lights“ (VÖ 24.08.2012) gilt, bleibt abzuwarten, doch angesichts ihres stets treffsicheren Gespürs für modernen Poprock kann sich die Anhängerschaft schon einmal entspannt zurücklehnen.

VÖ: 27.07.2012 (DL-Single)
Columbia SevenOne (Sony Music)

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