The Weeknd – Wicked Games

The Weeknd

Nicht zum ersten Mal könnte Youtube zum Sprungbrett für eine verheißungsvolle Musik-Karriere werden. An die 75 Millionen Views vereint der Kanadier Abel Tesfaye auf seinem Channel, was ihm unter anderem eine Kollaboration mit Drake und Remix-Aufträge für Florence + The Machine und Lady Gaga einbrachte. Nun will das RnB-Talent, besser bekannt unter seinem Künstlernamen The Weeknd, auch den Mainstream erobern. Hinter dem Titel seines Debütalbums „Trilogy“ verstecken sich die drei bislang veröffentlichten Mixtapes „House Of Balloons“, „Thursday“ und „Echoes Of Silence“, die auf drei CDs jeweils remastered und mit exklusiven Bonus-Tracks versehen wurden. Erste Single dieses Mammut-Einstands ist der Downbeat-Track „Wicked Games“.

Noch bevor Tesfaye seine erste Note singt, punktet das unterkühlte, nachdenkliche Arrangement mit seiner schneidenden Bassline und dem durchaus eindrucksvollen Beat. Das Zeitlupentempo erinnert ein wenig an die britische Post-Dubstep-Welle, ein Jamie Woon lässt aber auch gesanglich grüßen. The Weeknd klingt unheimlich smooth, hat eine angenehm helle, klare Note in seiner Stimme und singt sich binnen Sekunden in einen beseelt emotionalen Rausch. Jugendfrei ist seine Sprache kaum, so manche Passage schneidet überraschend tief, fällt regelrecht schrill, beinahe schmerzhaft aus. Schönheit ist offensichtlich tief mit Leid verbunden, aufgebaut mittels schlichter aber effektiver Bridge, die behutsam den eindrucksvollen Refrain vorbereitet. Es sind vor allem die Backings, durch die sich dieser Part vom Rest des Songs unterschiedet, denn Beat und Bassline variieren kaum.

„Wicked Games“ folgt keiner klassischen Songstruktur. Zwar sind Strophen, Bridge und Refrain einigermaßen erkennbar, setzen sich jedoch kaum voneinander ab. Die Übergänge sind fließend, gerade der Refrain scheint immer länger und länger zu werden, ist aber gleichzeitig kaum vom einsetzenden Verse abgrenzbar. Viel besser ist es in diesem Fall, nicht weiter nachzudenken und sich musikalisch treiben zu lassen. Bei „Wicked Games“ lässt man sich fallen, taucht in Windeseile in einen unorthodoxen, dafür aber lohnenswerten Track ein, der keineswegs linear operiert, dafür ’speziell‘ genug klingt, um sich auch einer breiteren Masse zu erschließen. Frank Ocean lässt ebenso grüßen wie diverse britischen Kollegen. „Trilogy“ dürfte eine spannende Angelegenheit werden, sofern man aus der Masse an Material die richtigen Songs herauszufiltern in der Lage ist.

VÖ: 01.11.2012 (DL-Single)
XO&co., Inc. / Universal Republic Records (Universal Music)

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