Sophie Ellis-Bextor – Wanderlust

Sophie Ellis-Bextor

Nein, glorreich waren die letzten Jahre für Sophie Ellis-Bextor nicht. Nach ihrem fulminanten Durchbruch mit Songs wie „Groovejet (If This Ain’t Love)“ oder „Murder On The Dancefloor“ vor über einem Jahrzehnt, ebbte der Erfolg ab. Obwohl die nunmehr 34-jährige Britin zuletzt mit Musikgrößen wie Calvin Harris, Armin van Buuren oder Bob Sinclar zusammenarbeitete, nahm die Öffentlichkeit in ihrer Heimat davon kaum Notiz. In Osteuropa und Russland hingegen fand die Sängerin eine Anhängerschaft, die die Produktion ihres nunmehr fünften Albums „Wanderlust“ maßgeblich beeinflusste. Der Disco-Sound ist verschwunden und hat folkloristischen Klängen, denen sie auf den Reisen durch Osteuropa begegnete, Platz gemacht.

Die musikalische Neuausrichtung offenbart sich dem Hörer von Beginn an. Der Opener „Birth Of An Empire“ wird durch schwere Violinen-Klänge eingeläutet, die auch während der piano-begleiteten Strophen leise zu hören sind. Sowohl in diesen ruhigeren Teilen des Songs, als auch im kraftvollen Chorus beweist Sophie Ellis-Bextor, dass sie nicht nur Elektro-Pop kann. Ebenso atmosphärisch zeigt sich „Until The Stars Collide“. Das mystische Cembalo-Intro würde den perfekten Soundtrack für einen 60er-Jahre-Krimi abgeben. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ werden zusätzliche Elemente wie Violinen nur punktuell eingesetzt. Gerade wegen des reduzierten Arrangements schafft es die Singer-Songwriterin vor allem im Chorus, den Hörer in ihren Bann zu ziehen.

Etwas überproduziert wirkt hingegen „13 Little Dolls“, einer der Indie-Prototypen auf „Wanderlust“. Der Song versinkt nach etwas wirren Strophen und einer äußerst ansprechenden – weil dezenter instrumentierten – Bridge in einem völlig überladenen Chorus. Wesentlich gelungener ist der zweite Uptempo-Track „The Deer & The Wolf“. Mit der Indie-Pop-Nummer wagt die 34-Jährige einen Ausbruch aus der sonst eher unterkühlten Stimmung des Albums. Durch die fröhliche Melodie und dem äußerst eingängigen Refrain tut sich „The Deer & The Wolf“ als potentielle Auskopplung hervor. Ebenso echt und unverfälscht kommt die Lead-Single „Young Blood“ daher. In der ruhigen Piano-Nummer weiß Sophie Ellis-Bextor vor allem mit ihrem Gesang zu überzeugen, der selten so klar und stark gewirkt hat.

Auch gegen Ende des Albums gingen Sophie Ellis-Bextor die Ideen nicht aus: Mit „Love Is A Camera“ bietet sie eine rustikale Midtempo-Nummer im Schunkeltakt. Die düsteren Hymne „Cry To The Beat Of The Band“ besticht durch den Kontrast zwischen harten Drums, spartanische Instrumentierung und dem Gesang des London Bulgarian Choirs.

Eine musikalische 180-Grad-Drehung ist sicherlich nicht risikofrei. Doch so ungewohnt die ersten Takte des neuen Albums klingen mögen, so überraschend ist auch die Erkenntnis, dass der neue Sound ebenso gut zu Sophie Ellis-Bextor passt, wie der Dance-Pop, mit dem sie berühmt wurde. Der Titel des Openers „Birth Of An Empire“ beschreibt ziemlich gut, was auf „Wanderlust“ passiert: Jeder einzelne Track fügt sich in ein äußerst reifes, ungeschminktes und vor allem atmosphärisches Gesamtwerk zusammen. Das Album überzeugt sowohl durch die detailreichen Arrangements, als auch durch Ellis-Bextors Interpretation zwischen Intensivität und Understatement. Im UK zahlte sich das Risiko bereits aus: Die heimischen Fans haben es mit Platz #4 in den Album-Charts gedankt.

Sophie Ellis-Bextor - Wanderlust

Wanderlust
VÖ: 24.01.2014
EBGB’s (AL!VE)

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