Instrument – Read Books

Instrument

Der Widerspruch in sich ist das Instrument dieses Longplayers, der Schlüssel dieser Platte. Sind Instrument ihr eigenes Instrument? Und was sollen eigentlich diese unnötigen, pseudo-philosophischen Ausführungen, wenn es letztlich nur um die Musik gehen darf und soll? Instrument, um nun wieder auf das Wesentliche zu kommen, bewegen sich auf ihrem dritten Album „Read Books“ abermals in einem musikalischen Spannungsfeld, das weit über die behelfsmäßige Genrebezeichnung ‚Post Rock‘ hinausgeht. Neben Mogwai und Lockerbie ist das Trio mittlerweile mindestens ebenso stark zwischen Crippled Black Phoenix und Motorpsycho verankert.

Ein schlichtes, zirkusreifes Drumroll eröffnet das Album, die Zentnerlast einer Bassgitarre breitet sich aus, Vocals mit Sollbruchstellen setzen ein – „Glockenbach“ rollt bedrohlich, bedrückend an. Mit der einsetzenden, mechanisch wirkenden E-Gitarre denken Instrument den Maschinenmensch fort, bauen dezente Math-Versatzstücke ein und schwelgen in harmonischen, geradezu nackten Melodien. Für das große Finale, ein knapp eineinhalb Minuten langes Instrumental, greift das Trio einmal mehr das mechanische Motiv des Songbeginns auf, intensiviert es und lässt die Gitarre singen. Klappe zu, schiefer Monolith tot.

Was sich auf den letzten beiden Platten bereits angedeutet hat, wird nun noch deutlicher: Instrument wagen sich noch weiter hinaus, überschreiten eigene Grenzen und verstehen es mittlerweile beängstigend perfekt, süßliche, leicht entrückte Post-Rock-Stücke ohne Gesang („On The Top Of The Lake“) neben Breitwand-Prog mit schroffem Antlitz und gelegentlicher Queen’scher Reizüberflutung („For All I Care“) zu positionieren. Im Titeltrack wird tatsächlich gelesen. Sportfeunde Stiller-Schlagzeuger Flo Weber trägt im Auge des Hurrikans eine Passage aus Oskar Maria Grafs „Wir sind Gefangene“ vor. Dass der Song rundherum zu den massentauglichsten, eingängigsten Momenten dieser Platte zwischen Slut, Math-Pop/Rock und einem Uralt-Muse-Riff zählt – irgendwie passend.

„Read books and smell the paper“ heißt es in besagtem Song, Instrument brechen eine Lanze für das geschriebene Wort und die haptische Erfahrung des Lesens. Und doch, meint man, könnte das abschließende Instrumentalstück „Ehrmantraut Will Never Die“ angesichts des Titels der Figur Mike aus dem Serienhit „Breaking Bad“ gewidmet sein, einem TV-Phänomen. Da ist er, einer dieser Widersprüche, von denen „Read Books“ lebt, von denen Instrument leben. Das schroffe, erhabene, stellenweise schwer greifbare Ergebnis spricht Bände.

Instrument - Read Books

Read Books
VÖ: 11.04.2014
The Instrument Village (Rough Trade Distribution)

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