Farewell Dear Ghost – We Colour The Night

Farewell Dear Ghost

Tim Bendzko singt nur davon, die Welt zu retten – Philipp Szalay versucht es tatsächlich mit seinem live von drei Mitstreitern unterstützten Projekt Farewell Dear Ghost. Der Grazer bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Gitarrenpop, Pathos, Bombast und britischem Schönklang mit einer Prise Weltschmerz. „We Colour The Night“ heißt sein Debütalbum und bringt tatsächlich Farbe an jeden noch so dunklen Ort mit zehn überlebensgroßen Songs.

„You told me they’d go away“ – nach Positivismus und Weltumarmung klingt der Opener „Demons I“ mit seinem schweren, schleppenden Basslauf und nachdenklichem, instrumentalen Understatement nicht. Dreieinhalb Minuten lang lässt man sich von Szalay auf dem falschen Fuß erwischen, bevor „Words“ einsetzt und die Zeichen auf Sturm stellt. Die verzerrten, leicht entstellten Gitarren gab es bereits im Auftakt zu hören, nun wurde jedoch das Gesamtpaket entsprechend erweitert um eine Pluralität an Melodien, um gebündelte Vokal-Dynamik und den sprichwörtlichen Silberstreif am Horizont, der immer näher rückt, je länger das Album dauert.

Besonders nahe kommt man diesem in „Fire“ mit seinen flotten, marschierenden Drums und einem gigantomanischen Refrain. Der Teufel versteckt sich jedoch im Detail, im diesen Fall in den Strophen. Hier marschieren für wenige Sekunden Surfmelodien, beateske Dancefloor-Referenzen und Technicolor-Chöre auf. Ein bisschen Coldplay-Grandezza ist schon dabei, wenn Farewell Dear Ghost melodische Giganten wie „Fears“, „Wake Up“ – die Wave-Strophen verbinden MGMT-Textur mit M83-Leichtigkeit – und „Doubts // Thrones“ abfeuern.

Das Album endet, wie es begonnen hat: „Demon II“ nimmt den ätherischen, introvertierten Geist des Openers auf und formt aus ihm knapp viereinhalb Minuten sakralen Synthi-Pop mit dominanter Orgel-Melodie; als ob Arcade Fire mit einer Zeitmaschine in die 80er Jahre gereist wären. Und dann ist plötzlich Schluss nach etwas über 38 Minuten und der Erkenntnis, dass kaum eine zweite Platte dieses Jahr an die ganzheitliche, tiefenreinigende Schönheit von „We Colour The Night“ herankommen wird.

Farewell Dear Ghost - We Colour The Night

We Colour The Night
VÖ: 11.04.2014
schoenwetter Schallplatten (Rough Trade Distribution)

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