Fenech-Soler – Rituals

Fenech-Soler

Wenn mit elfmonatiger Verspätung „Rituals“, das zweite Album von Fenech-Soler, endlich auch in Deutschland auf CD erscheint, muss man dann von einem alten Hut sprechen? Ganz unrealistisch ist dieser Gedanke auf dem Papier nicht, und doch würde man der Musik der vier Briten, die einst, aus dem Schatten von Groove Armada tretend, ihr eponymes Debüt und Hits wie „Stop And Stare“ oder „Lies“ auf das feierwütige Publikum losließen, nicht gerecht werden. Im Gegenteil: die weitestgehend elektronisch befeuerte Genre-Bender-Mucke wirkt nach wie vor frisch.

Überraschungen bietet allenfalls das mitglieferte Bonus-Material mit gleich sechs Akustik-Versionen, die für die lange Wartezeit entschädigen sollen – freilich Geschmacksache, zumal „Last Forever“ und „Magnetic“ gar weichgespült klingen – zwei im Original lebhafte, sehr elektronische Tracks mit mächtigen Melodiekonstruktionen, die einerseits dem gängigen Charts-Zeitgeist entsprechen, andererseits das feinsinnige, unberührte Fenech-Soler-Ambiente heraufbeschwören.

Dieses gibt es gleich zu Beginn mit der aggressiven Single „All I Know“, die ein wenig nach Rave, vielleicht sogar nach dem Crossover-Hedonismus von Hard-Fi klingt. Gepaart mit lieblichen, weichen Vocals – Ben Duffy zeigt sich abermals von seiner besten Seite – fegt das Quartett durch diesen Höllenritt und lässt damit die zwischendurch eingestreuten, deutlich ruhigeren Momente um einiges intensiver erscheinen. „Maiyu“ oder „Glow“ heißen diese, bieten ein wenig 80s-Nostalgik und eine sympathische Variation auf die gängige Electro- bzw. Dance-Pop-Wucht.

„Rituals“ ist vor allem eine mächtige, überbrandende Platte, für die Pausen ein Mythos sind. Die ganz großen, kitzelnden Hits des Debüts fehlen, dafür werden kaum schwache Momente wahrgenommen – ein interessanter, bedingt erbaulicher Spagat ohne Yay und ohne Nay. So nett es auch war, dem deutschen Musikfan ein kleines Extra mit auf dem Weg zu geben, so banal fallen die akustischen Draufgaben letztlich aus. Und doch ist „Rituals“ ein sympathisches Album, mit dem sich ein durchwachsener Sommer passend verabschieden lässt.

Fenech-Soler - Rituals

Rituals
VÖ: 29.08.2014
Columbia Deutschland (Sony Music)

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