Nervous Nellie – Where The Nightmare Gets In
Stolze drei Jahre arbeiteten Nervous Nellie an ihrem dritten Studioalbum. In minutiöser Kleinarbeit arrangierten die schwedischen Indie Pop/Rock-Veteranen einen – da ist diese Zahl schon wieder – Dreiteiler, der nach schrittweiser digitaler Veröffentlichung nun einen kompakten Albumrelease mit Bonus-Track erfährt. Man hört „When The Nightmare Gets In“ seine sehr eigenwillige, segmentierte Releaseform durchaus an, spürt aber dennoch die Idee eines kompakten, smarten Gesamtkunstwerks.
Besagter Bonus-Track ist „No Sound“, ein treibender Song mit semi-elektronischem Unterbau, der ein wenig an LCD Soundsystem erinnert, dabei aber die typisch schwedische Indie-Schule durchläuft – ein Kickstarter, der ebenso einen pulsierenden Abschluss zu einer hochgradig abwechslungsreichen Platte darstellt. Gleichzeitig wäre es aber auch schwer „Beacons“ als Opener ‚abzusetzen‘ mit dem feinsinnigen Wave-Rock-Sound, der in seiner nachdenklichen Grundstimmung ein wenig an Arcade Fire erinnert. Gerade Henrik Jonzons lakonische Darbietung in den Strophen rückt die Schweden ganz nahe an Kanada dran.
Und dann ist da noch der leicht kratzige, verwundbare weibliche Gesang in „You’re So Sad“. Der relativ typisch skandinavische Folk-Popper wird aber nicht von irgendeinem lokalen Stimmchen unterstützt, sondern vom exzentrischen britischen Soul-Wunder Paloma Faith – eine Überraschung, denn so fragil und zurückhaltend kennt man die Dame mit dem extravaganten Modegeschmack gar nicht. Im Alleingang punkten Nervous Nellie aber ebenso. Das schwerfällige „Gloves“ mit seinem Zuckerguss-Überzug, das stoische „The Violence“ mit Rock-Dynamik und das zittrige „Skeletons“ zählen zu den weiteren Highlights.
Nervous Nellie stehen, nein, schweben über den Dingen mit einem Album, das nach langem Reifungsprozess durch die Bank zu unterhalten weiß. „Where The Nightmare Gets In“ vereint das Beste der britischen, nordamerikanischen und skandinavischen Indie-Szene in sämtlichen Facetten, überrascht mit ungeahnten Wendungen, einem eklektischen Stilmix und einem prominenten Gast in ungewohntem musikalischem Ambiente.
Where The Nightmare Gets In
VÖ: 01.12.2014 (DL-Album)
WIFE (Believe Digital)
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