Leo Hört Rauschen. – Modern Modern

Leo Hört Rauschen.

Post Punk war immer schon integraler Teil des Schaffens von Leo Hört Rauschen. 2011 gegründet, war die im Folgejahr erschienene erste EP „100 Jahre Freizeit“ insgesamt aber deutlich poppiger ausgelegt, vermehrt im Indie-Sektor beheimatet. Neben zwei Besetzungswechsel waren es vor allem die Arbeiten an der ZDF Kultur-Theaterproduktion „Radikal Büchner“ im kühlen, nackten Dessauer Bauhaus, die den Sound des Debütalbums „Modern Modern“ Richtung Karies und, nomen est omen, Bauhaus rücken ließ.

„Ich möchte stören“, brüllt Maik Wieden zu Beginn von „Angst“ und macht damit nicht zum ersten oder gar letzten Mal den Jaz Coleman. Killing Joke schweben in ihrer Frühphase rund um diese zehn Songs mit herrlich gewogenem Wahnsinn. Zu wüst vor die Füße geworfenen Wortfetzen und Assoziationskriegen kleiden sich die vier Dresdner in düstere, prä-industrielle Anzüge der tiefen Verzweiflung und verfallen mit jeder Sekunde mehr und mehr jenem Wahnsinn, den der pumpende Opener „Hinterlassenschaften“ bereits andeutete, jedoch in ein deutlich härteres, getrieben rockendes Umfeld gesteckt. Anders formuliert: Dieser erste Eindruck ist unheimlich aggressiv und hitverdächtig.

Über weite Strecken fließt „Modern Modern“ verdammt stark, was nicht zuletzt an Wiedens Präsenz liegt. Präzise verteilte, mit Bedacht gewählte Worte zieren dieses Album. „Es tanzt die Taube den Tanz der Trümmer“, heißt es beispielsweise im manischen „Kälte“, das sich seinem schroffen Schicksal schnell ergibt. In seltenen Momenten schimmert ein Hauch von Indie Rock und Wave Punk der Anfangstage durch. So erinnert der Refrain des hymnischen „Turm“ durchaus an Interpol, während im ermattenden Marsch von „Ostsee“, wenn man den Gitarrenteppich genau zerlegt, ein Hauch von jüngeren Franz Ferdinand-Höllenritten steckt.

Einzig gegen Ende verlaufen sich Leo Hört Rauschen. „Salz“ beginnt gut, bevor es sich in acht Minuten weitestgehend instrumentaler Belanglosigkeit mit einem Hauch Drone und Poesie ergeht. Auch das abschließende „Glassplitter“ dehnt eine an sich unspannende Idee bis zur Unkenntlichkeit aus. Ein Ende nach dem regulären Teil von „Salz“ hätte zwar eine Viertelstunde Spielzeit gekostet, das an sich fantastische „Modern Modern“ aber deutlich aufgewertet. So gilt es letztlich rechtzeitig die Stoptaste zu betätigen und diesen kargen, angenehm bedrückenden Post-Punk-Giganten immer und immer wieder abzuspielen; ein bockstarkes Debüt mit enttäuschendem Abgang.

Leo Hört Rauschen. - Modern modern

Modern Modern
VÖ: 24.04.2015
Chateau Lala (Broken Silence)

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