Girls In Synthesis – Sublimation

Girls In Synthesis
(c) Bea Dewhurst

Stillstand ist Gift für Girls In Synthesis, die nach zwei düster-noisigen Post-Punk-Platten ihren Sound erfolgreich aufbrechen. Das intensive, finstere und rhythmusbetonte Korsett bleibt erhalten, doch halten nun eingängigere, poppige Momente Einzug, wenngleich mit allerlei Ecken und Kanten versehen. Auf dem dritten Album gibt es mehr Wave und mehr Gothic Rock, begleitet von Selbstreflexion sowie betont emotionalen Texten zwischen Angst und zwischenmenschlichen Beziehungen. „Sublimation“ treibt die packende Entwicklung des britischen Trios gar mitreißend voran.

„Picking Things Out Of The Air“ bringt ‚Alt‘ und ‚Neu‘ hervorragend zusammen. Von Anfang an liegt hier etwas in der Luft, zusammengehalten von einem lauten, entstellten Bass, der das Geschehen sachte überkochen lässt. Erste Melodien und ähnlich freundlicher Gesang kollidieren mit Wave-Charme, fast schon bunt schimmernd und doch voller Understatement. Auch „Deceit“ ist ein kleiner Hit, von seinem rohen Killing Joke-Auftakt bis hin zur konsequenten Öffnung am chaotischen Höhepunkt. Auf synthetischer Ebene schwingt einiges an Herz und Intensität mit, der Hauptteil brennt unter den Fingernägeln.

In diesem steten Spannungsfeld zwischen finsteren, beklemmenden Weisheiten und Hinwendung zu mehr Melodik lauert „The Prefix“ mit seiner Bauhaus-Lineage, so grüblerisch und voluminös wie für sich einnehmend. Die gesamten gut vier Minuten scheinen sich in einer Art Zwischenwelt von Kajal und verstohlenem Lächeln abzuspielen. Das zunächst nervtöterisch eintönige, dann explosive „Lights Out“ ist eine Höllenabfahrt im Geiste früher Karies geworden, der nicht nur Neubauten einstürzen lässt und am Höhepunkt komplett am Rad dreht. Hingegen erinnert „We Are Here“ stärker denn je an die beiden letzten Alben mit seiner frontalen Wucht, starkem Punk-Fokus und vollkommener Distortion.

Der komplette Umbruch bleibt aus, doch setzen Girls In Synthesis spannende frische Duftmarken und nehmen neue Einflüsse hinzu, die bestens zu ihrem Sound passen. „Sublimation“ ist ein furioser Ritt auf der Rasierklinge, durchgeknallt und hochgradig unterhaltsam, zerstörerisch und eingängiger denn je. Post Punk, Gothic Rock, poppige Wave-Klänge und noisiger Grant wandern durch das Jammertal und suchen nach einer Sonnenfinsternis, die Angst und Bange macht. Von der ersten bis zur letzten Minute regiert Hochspannung, begleitet von existenziellem Weltschmerz – ein exzellenter Schritt in die richtige Richtung für das Trio.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.05.2024
Erhältlich über: Own It Records (Cargo Records)

Website: girlsinsynthesis.co.uk
Facebook: www.facebook.com/girlsinsynthesis