Kesä – Kesä
Was passiert, wenn man New Romanticism, New Wave und Synthi-Pop mit Post Punk, krautigen Soundtracks und Texten in finnischer Sprache kreuzt? So in etwa gestaltet sich der Hintergrund von Kesä (dt. „Sommer“), die sich – nomen est omen – im Sommer 2014 gründeten und nach zwei Singles nun ihr Debütalbum bei Svart Records veröffentlichen. Wo sonst vor allem Doom- und Psychedelic-Bands zuhause sind (aber eben auch die mittlerweile umbenannten Post-Punk-Heroen Beastmilk ihre ersten Schritte wagten), erscheint das schlicht „Kesä“ betitelte Werk.
Dass die fünf Bandmitglieder eigentlich aus der Punk- und Hardcore-Szene stammen, hört man den acht Tracks (plus kurzes Interlude) nur selten an. „Vahdinvaihto“ (dt. „Wachablösung“) ist noch der vielleicht widerspenstigste Track mit seinen stakkatoartigen Gitarren und den sonor gerufenen Lyrics. Synthis und poppige Backings steuern im Refrain dieser Entwicklung entgegen. Ähnlich unorthodox fällt das abschließende „Pääskyvuori“ (ein Bezirk Turkus) aus. Der dramatische Post-Punk-Auftakt mit seinen mächtigen Echokammer-Effekten steuert gen Noise-Katharsis, 80s-Gestik und Weltschmerz in etwas über vier Minuten.
„Se ei sanonut mitään“ (dt. „Es sagt nichts“) führt als Opener in die Irre und wütet vor allem im breitgesteckten Post-Punk-Feld mit dezenten Referenzen an die Anfänge Killing Jokes. Letztlich ist es die Video-Auskopplung „Harmaakuvia“ (dt. „Graue Bilder“), die mit seiner stoisch agierenden Rhythmus-Abteilung, den Synth-Pop-Keyboardflächen und dem gemächlich blubbernden Chorus das Geschehen auf den Punkt bringt, am ehesten noch durch den unterkühlten Popsong „Säde“ (dt. „Radius“) unterstützt.
Besagter Punkt ist wirr, etwas unorthodox und doch so reizvoll, denn Kesä führen gängige Post-Punk-Schemata in zuvor kaum erkundete Sphären. Die Hinwendung zu Synthis und zu 80s-Pop ist auf den ersten Blick – gerade angesichts der musikalischen Vergangenheit der einzelnen Bandmitglieder – nicht gerade schlüssig, funktioniert aber. Schwerfällige Melancholie trifft auf unwiderstehliche Melodien und die für mitteleuropäische Ohren kuriose finnische Sprache für eine grandiose, mit etwas über einen halben Stunde Spielzeit letztlich viel zu kurze Platte. Attraktiv sind Kesä allemal, weil ihre kruden Arrangements nach mehreren Durchläufen unerwartete Hitqualitäten entfalten.
Kesä
VÖ: 08.05.2015
Svart Records (Cargo Records)
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