Years & Years – Communion
50 Cent, Keane, Adele, Ellie Goulding, Jessie J und Sam Smith. Sie alle waren einmal Platz 1 der berühmt berüchtigten „BBC Sound of…“-Liste und sie alle erfüllten, was die vielen britischen Kritiker, Blogger und Musikkenner von ihnen erwarteten – den Ton angeben im Musikbusiness. Und auch diesmal scheinen die Briten ihren Kaffeesatz bzw. ihre Teeblätter richtig gelesen zu haben, denn das Elektro-Soul-Trio Years & Years schickt sich an, auch in Realität „the Sound of 2015“ zu werden. Mit „King“ konnten Sänger Olly Alexander und seine Soundbastler Emre Turkmen und Michael Goldsworthy im UK bereits ihren ersten Nummer-1-Hit feiern. Der Erfolg schwappte auch nach Deutschland. Nun soll das Debütalbum „Communion“ genauso durch die Decke gehen wie die Lead-Single.
Die Reise begann für Years & Years jedoch bereits vor zwei Jahren, als sie mit „Real“ den ersten Track für das Album fertigstellten und dieser ohne große Umschweife bei YouTube zu siebenstelligen Klickzahlen kam. Trotz der enormen Reichweite konnte der Song kommerziell nichts reißen. Dennoch erkannte Polydor in der elektronischen Midtempo-Nummer und Alexanders spezieller Stimme Potential, und nahm die Jungs unter Vertrag. Mit diesem Rückenwind konzentrierten sich verstärkt auf das Musikmachen, was man dem Album anhört. Erst nach „Real“ nimmt „Communion“ so richtig an Fahrt auf. Während „Take Shelter“, die erste Produktion unter Polydor bereits andeutet, zu was für eingängigen Werken Years & Years fähig sind, bleibt der bedächtige Song doch noch etwas eigenbrötlerisch und verhalten. Spätestens mit dem Up-Tempo-Track „Desire“ begründeten Alexander, Turkmen und Goldsworthy ihr passenderweise als „music to cry and dance“ bezeichnetes Genre. Harte Beats, Tropical-House-Anleihen und Alexanders souliger Gesang schmieden einen der eingängigsten Songs des Albums, der zudem eine Top 25-Platzierung in UK für die Band einstrich.
Neben den bisherigen Singles wissen aber auch noch zig weitere Albumtracks zu überzeugen, die dem Album eine lange Lebensdauer garantieren können. Allen voran „Worship“, das soundtechnisch ein wenig an die frühen 90er Jahre erinnert und sich nicht zuletzt dank seines grandiosen Chorus für eine Auskopplung empfiehlt – generell ist der Song jedoch mit Liebe fürs Detail sehr spannend aufgebaut und weiß zu jeder Sekunde zu begeistern. Ein Charakteristikum, was sich jedoch auf dem Großteil des Albums wiederfindet.
„Ties“ macht bereits mit dem auffälligen Intro auf sich aufmerksam, gibt Olly Alexander in den Strophen aber den Raum, sich langsam aber stetig im Song breitzumachen und ihn komplett mit seiner Stimme für sich einzunehmen. „Ties“ ist einer der Songs, in dem der Gesang teilweise mit dem Instrumental zu verschmelzen scheint. Die unglaubliche Wärme aber auch Zerbrechlichkeit, die sie Alexanders Stimme ausstrahlt, ergänzt die meist kühlen Elektro- und Houseklänge perfekt. Gegen Ende des Albums unterstreicht auch „Gold“ noch einmal, dass Years & Years mit emotionalen aber tanzbaren Mid-Tempo-Nummern wohl ihr Steckenpferd gefunden haben. Man hat quasi das Gefühl, dass alles, was das Trio in dieser Richtung anpackt, nicht nur überzeugt, sondern auch noch mitreißt.
Die ruhigeren Tracks des Albums hingegen betonen die Rolle Alexanders im Produktionsprozess. Dieser spielt die Songs zunächst per Piano ein, was bei „Eyes Shut“ in der finalen Version noch zu hören ist. Auch wenn seine Stimme natürlich wie für Balladen gemacht ist und sie sich in langsamen Nummern noch mehr entfalten kann, so liegt der Zauber des Albums jedoch in der Mischung aus Synthies, eigenwilligen bis verträumten Melodien und eben dem enormen Wiedererkennungswert des Frontsängers. Eine hörbare qualitative Aufwertung erhält „Communion“ natürlich auch durch die Tatsache, dass die drei Jungs an jedem der Titel selbst Hand angelegt haben und dementsprechend ganz unverfälscht nach sich selbst klingen.
Communion
VÖ: 10.07.2015
Polydor Records (Universal Music)
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