Emilie Nicolas – Like I’m A Warrior
Vor zwei Jahren verbrachte die Norwegerin Emilie Nicolas noch ein Leben im Schatten der Anonymität ihres Kunststudiums, heute gilt sie als neue große Pop-Hoffnung ihres Landes. Angefangen hatte alles mit einer auf Englisch übersetzten Coverversion eines Dumdum Boys-Song, der postwendend zum Airplay-Hit wurde. Nun erscheint ihr Debütalbum „Like I’m A Warrior“ mit Major-Unterstützung, großem Kritikerlob und einem musikalischen Korsett, das weit über die Grenzen von Electro-Pop hinausgeht.
Besagter erster Cover-Aufgalopp, „Pstereo“ (im Übrigen der einzige nicht von Nicolas geschriebene Song), reiht sich zwar in bester skandinavischer Electro-Pop-Tradition zwischen Oh Land und Firefox AK ein, wagt sich mit seinem Gewaber aber schön weit hinaus; so weit, dass im Rausschmeißer „Put Me Down“ James Blake’scher Post-Dubstep auf übermannende Lautmalerei nebst Sprechgesang und kunstvolle Ästhetik trifft. Losgelöst von Genre-Konventionen, forscht diese ungewöhnliche Power-Ballade nach dem Sinn hinter dem Unsinn.
Ein Ausrutscher? Mitnichten, denn die Norwegerin schätzt hörbar das Unerwartete. Ob es nun die von Soundtrack-Elementen durchgezogene Clap-Steps von „Melancholia“, der süßlich-verschrobene Opener „Nobody Knows“ oder das stellenweise schrille, gar technoide „Charge“ ist, das gerade aus den Boxen tönt – mit einem Ohr für große Melodien und der Kraft der Laut-Leise-Dynamik wächst Nicolas über sich hinaus. Vergleichsweise lineare Electro-Pop-Tracks, darunter die wabernde Single „Grown Up“ und das stellenweise beinahe Ambient-hafte „Us“, runden das Geschehen ab.
Was hier passiert? Einfach ist es nun wirklich nicht, den Sound Emilie Nicolas‘ in Worte zu fassen. Mit ungeahnter Leichtigkeit, musikalischem Witz und einem Ohr für elektronische Weltoffenheit entwickelt sich „Like I’m A Warrior“ zu einer herrlich kühlen und doch heimeligen Antithese zum Sommer. Einfache Mittel treffen auf wabernde Bässe, filigranes Pop-Handwerk auf Post-Dubstep-Abstürze und die gesammelte britische Electro-Gegenkultur im skandinavischen Radiogewand. Nicht immer greifbar, doch stets eingängig und aufregend anders – ein erlebenswertes Debüt.
Like I’m A Warrior
VÖ: 10.07.2015
Four Music (Sony Music)
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