Axel Rudi Pell – Game Of Sins

Axel Rudi Pell

Axel Rudi Pell und kein Ende! Auch nach dem 25-jährigen Jubiläum seiner nach ihm betitelten Band denkt der Wattenscheider Gitarrist in keiner Weise ans Aufhören. Warum auch, steht sein Name doch wie kaum ein anderer für traditionellen hochwertigen Hard Rock der ganz alten Schule. Alle zwei Jahre ein neues Album – dieser Logik folgend erscheint pünktlich zum Jahresbeginn der Nachfolger des 2014er-Werkes „Into The Storm“. Wer die bisherige Bandgeschichte kennt, wird sicherlich eine Vorstellung davon entwickeln können, wie „Game Of Sins“ in etwa klingen mag. „Kennste eine, kennste alle“, schimpfen die Neider, während die Anhänger Pells von Markenzeichen und Traditionsbewusstsein sprechen. Recht haben beide Seiten ein bisschen – entscheidend ist aber immer noch die Qualität und die spricht eindeutig für Axels neues Werk.

Der auf das etwas merkwürdige Jahrmarkt-Intro „Lenta Fortuna“ folgende Opener „Fire“ ist ein für Pell absolut typischer Uptempo-Rocker mit Metal-Schlagseite – gut, aber eben auch schon oft gehört. Ein erstes Highlight ist dagegen „Sons In The Night“ geworden. Trotz des etwas dämlichen Songtitels handelt es sich um einen über jeden Zweifel erhabenen Midtempo-Rocksong, mit dem Axel nicht nur auf die Serie „Sons Of Anarchy“ anspielt, sondern auch der New Wave of British Heavy Metal huldigt. Guten Standard, aber nichts Überragendes bietet der epische Titelsong „Game Of Sins“, während die ohrwurmlastige wie headbangkompatible Hymne „Falling Star“ und besonders die Ballade „Lost In Love“ – schon das Geigenintro lädt zu romantischen Träumereien ein – wieder zu den Highlights gehören.

Als edelste Glanzstücke des Albums erweisen sich allerdings zwei Songs, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Während die peppige Hard Rock-Nummer „The King Of Fools“ sofort für gute Laune sorgt, überzeugt das für Pell-Verhältnisse ungewöhnlich düster anmutende „Till The World Says Goodbye“ mit seiner intensiven mystischen Atmosphäre und seinem genialen Refrain – Sänger Johnny Gioeli kann hier zur Höchstform auflaufen. Aber wo Licht, da auch Schatten und so stellt der banale Rocker „Breaking The Rules“ die Füllnummer des Albums dar, während die abschließende Ballade „Forever Free“ mit über acht Minuten einfach etwas zu lang geraten ist, davon ab aber recht ordentlich daherkommt. Käufer der Digipak-Version freuen sich allerdings über einen besonders gelungenen Abschluss, denn auf sie wartet noch eine geniale Coverversion. Im Original von Bob Dylan, legendär in der Version von Jimi Hendrix, weiß auch Axels Einspielung des Klassikers „All Along The Watchtower“ absolut zu überzeugen.

Gewohnt, routiniert und doch ein kleines bisschen anders als sonst, so könnte das Fazit im Falle von „Game Of Sins“ lauten. Axel Rudi Pell und seine Mannen haben nämlich dieses Mal doch die eine oder andere kleinere Überraschung in ein durch gewohnt hohe Qualität überzeugendes Album mit einbringen können. Neukunden wird man damit zwar kaum gewinnen können, alle Fans sollten dieses Mal aber unbedingt zugreifen, denn nach den zwar gutklassigen, aber eben nicht überragenden letzten beiden Album rückt Axel dieses Mal qualitativ wieder in die Nähe von Meisterwerken wie „Between The Walls“, „The Masquerade Ball“ und „The Crest“. Auch sollten sie sich den 01.04.2016 fett im Kalender anstreichen, denn an jenem Datum startet die „Game Of Sins Tour 2016“ – live waren Axel Rudi Pell bisher schließlich immer eine echte Bank!

Axel Rudi Pell - Game Of Sins

Game Of Sins
VÖ: 15.01.2016
Steamhammer (SPV)

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