NZCA Lines – Infinite Summer
Nach dem Debüt im Alleingang ist aus Michael Lovetts Soloprojekt NZCA Lines nunmehr ein Trio geworden, und das mit doppelter, prominenter weiblicher Begleitung. Der Londoner wird mittlerweile von Sarah Jones (Hot Chip) und Charlotte Hatherley (Bat For Lashes, Ash) unterstützt. Am blubbernden Electro-Pop-Sound mit pointierter Melancholie und Sci-Fi-Konzept hat sich jedoch wenig geändert. „Infinite Summer“ transportiert Lovetts persönliches Leben in eine ferne Zukunft, in der die Auslöschung der Erde kurz bevor steht.
Zumindest musikalisch ist von derlei fatalistischen Visionen kaum etwas zu hören. Stattdessen ließ sich Lovett unter anderem von Prince, Daft Punk und Sébastien Tellier inspirieren – eine krude, synthetische Mischung zwischen 80s-Muff und freizügigem Anti-Frohsinn. Ein Song wie die Video-Auskopplung „Persephone Dreams“ steht stellvertretend für das aktuelle Selbstverständnis des Trios. Die Stimme des Chefs zieht sich – weichgezeichnet und etwas schüchtern – durch das Herz des Songs, rundherum wird es schwülstig und unterkühlt zu gleichen Teilen.
NZCA Lines leben für den Zwiespalt. Nicht umsonst zählt „Sunlight“, das The xx mit Imagine Dragons kreuzt, zu den interessantesten Ausritten dieses Zweitlings. Schwebende Melodien mit Fade-Effekt treffen auf Sommer-Pop-Untertöne, die wiederrum von durch den Fleischwolf gedrehten Steel-Drums unterwandert werden. Auch schön: „Two Hearts“, das den lieblichen Biss von Empire Of The Sun mit Jones‘ Hot Chip-Vergangenheit kreuzt. Selbst der nachdenkliche, sanftmütig dem Ende zugewandte Rausschmeißer „The World You Have Made For Us“ gleitet mit mäandernder Ambivalenz gen Untergang.
Zwischen den Fronten kultiviert Lovett eine Erweiterung seiner nachdenklichen, emotionalen Persona. Übermäßig viel glaubt man von den beiden neuen Mitstreiterinnen auf „Infinite Summer“ nicht zu hören; sie pointieren wichtige Momente, liefern Collagen-Ideen und verdichten das Konzept-Universum. Auch wenn der große Ausreißer fehlt, so konsolidieren sich NZCA Lines doch auf starkem Niveau und nehmen den verstohlenen Anti-Sommer-Soundtrack bereits zu Jahresbeginn vorweg.
Infinite Summer
VÖ: 22.01.2016
Memphis Industries (Indigo)
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