Bloc Party – Hymns

Bloc Party

Langsam aber sicher scheint bei Bloc Party, zumindest kurzfristig, Ruhe einzukehren. Die letzte Pause und folgende Reunion ging mit dem Verlust der prominenten Rhythmusabteilung um Matt Tong und Gordon Moakes einher. Die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Kele Okereke und Russell Lissack haben sich in der Zwischenzeit nicht nur junge Verstärkung geholt, sondern auch das erste Studioalbum seit dreieinhalb Jahren eingespielt. „Hymns“ setzt den elektronisch-synthetischen Weg der jüngeren Vergangenheit fort und erinnert stellenweise an Okerekes Solo-Aktivitäten.

Die beiden Veteranen bezeichnen das neue Album als eine Art Wiedergeburt, die sie natürlich auch der frischen Energie – Ex-Menomena-Bassist Justin Harris und die via YouTube entdeckte 21jährige Drummerin Louise Bartle, die allerdings erst nach den Aufnahmen zu „Hymns“ zur Band stieß – zu verdanken haben. Bewährte Strukturen werden aufgebrochen, der Club erst recht geentert. Der Opener und erste Vorbote „The Love Within“ ist symptomatisch für den vergleichsweise tanzbaren gegenwärtigen Kurs mit dominanter Synthi, instrumentaler Reduktion und unverschämt eingängigem Refrain, der so auch auf den ersten beiden Alben prima funktioniert hätte – eben ein Einstand nach Maß.

Ruhige und forsche Momente wechseln einander ab. Zu den interessantesten Erlebnissen der neuen Platte zählt „Virtue“, das tatsächlich auf klassischen instrumentalen Unterbau samt schneidendem Basslauf setzt und darüber entstellte Elektronik legt mit einem Rhythmus, der etwas nach Drum-Maschine klingt – schroff aber sympathisch. Die rührseligen Momente auf „Hymns“ gehen nicht immer gut. Im Idealfall kommt dabei etwas wie „So Real“ heraus, das gleichzeitig nach vorne treibt und doch nachdenklich, in sich gekehrt wirkt. Im überwiegenden Fall, siehe beispielsweise „Exes“, blubbern derlei Exkurse saft- und kraftlos herum.

Was „Hymns“ wirklich fehlt, ist die goldene Mitte, wie sie am ehesten noch das introvertierte und doch leidenschaftliche „Only He Can Heal Me“, vielleicht auch das lebhafte, ungemein eingängige „The Good News“ darstellen. Bei aller Leidenschaft kämpft die neue Inkarnation von Bloc Party mit Kinderkrankheiten, die nicht immer gütlich gelöst werden. Auf evolutionärer Ebene bleibt es spannend wie eh und je – man weiß tatsächlich nicht, ob es künftig tanzbar oder synthi-balladesk weitergehen wird, oder ob plötzlich die wütende Post-Punk-Revival-Vergangenheit hervorgekramt wird. Es lebe die Unberechenbarkeit und Okerekes Händchen für gute Songs, auch wenn es bei „Hymns“ nicht immer richtig greift.

Bloc Party - Hymns

Hymns
VÖ: 29.01.2016
Infectious Music / BMG (Rough Trade)

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