Turin Brakes – Lost Property
Anderthalb Jahrzehnte nach dem ersten Aufbäumen sind Turin Brakes immer noch da, und das engagierter denn je. Längst ist aus dem Duo eine waschechte Band geworden, die sich musikalisch größer und breitgefächerter als je zuvor präsentiert. Nach dem Konzeptalbum „We Were Here“ behandeln die Briten auf „Lost Property“ eine Reihe an Geschichten mit Elementen aus dem eigenen Leben. Gleichzeitig scheint der gute, alte Gevatter Pop ein kleines Revival zu feiern.
Zu den eingängigsten Tracks zählt ohne Frage „Save You“. Die Ballade propagiert große Gefühle über einen mit Gospel-Akzenten behafteten, hymnischen Refrain. Je länger der Song dauert, desto mehr erinnert er an „Stay“ von Hurts. Spannung sieht anders aus, gibt es aber natürlich genauso auf dieser Platte. Da wäre beispielsweise „96“, gleichermaßen Opener und erster Vorbote. Der lässige, entspannte Rocksong spielt ein wenig mit Stereophonics-Flair. Folkige Untertöne und klassisches Turin Brakes-Flair veredeln eine gute Idee mit herrlichen Melodien.
Vom reduzierten, stellenweise an die Acoustic-Tage erinnernden „Jump Start“ bis zum gemütlich schleichenden „Lost Property“ mit dezenten Desert-Anleihen ist es nur ein kurzer Weg. „The Quiet Ones“ nimmt Freunde gezupfter Eingängigkeit mit und packt außerdem ein wenig Americana-Flair bei – ebenso gelungen wie der endlose, dezent proggige Rausschmeißer „Black Rabbit“, dessen singende Gitarre unter die Haut geht.
Wie schon beim letzten Album fehlen auch auf „Lost Property“ die echten Hits, dafür gibt es insgesamt die eine oder andere Belanglosigkeit („Rome“ und „Brighter Than The Dark“ bilden gemeinsam mit dem bereits erwähnten „Save You“ einen eher enttäuschenden Mittelteil). So ganz kommen Turin Brakes an den Vorgänger nicht heran und gehen mit dem ausgeprägteren Hang zu potentiellen Radio-Momenten insgesamt einen Schritt zurück. Rundherum tummeln sich aber nach wie vor interessante Tracks mit gewohnt hohem Maß an Abwechslung. Bloß muss der Qualitätsfilter wieder eine Spur nachjustiert werden.
Lost Property
VÖ: 29.01.2016
Cooking Vinyl (Indigo)
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