Turin Brakes – We Were Here

Turin Brakes

Ein reines Acoustic-Duo sind Turin Brakes längst nicht mehr. Olly Knights und Gale Paridjanian treten mittlerweile im Bandformat auf, konnten aber an den Erfolg ihres einzigen UK-Top-5-Hits „Pain Killer (Summer Rain)“ bislang ansatzweise nicht herankommen. Macht auch nichts, man ist weiterhin fleißig unterwegs und hat nun auch einen Nachfolger zu „Outbursts“ am Start. Auf „We Were Here“ bieten die Briten einen Einblick in das gegenwärtige Seelenleben jener Figur, um die sich das 2001 veröffentlichte Debüt „The Optimist LP“ drehte.

Aus dem unschuldigen 21jährigen mit Liebeskummer wurde ein Mann, der mit dem System und der Welt um sich hadert, während er sich fragt, ob Anpassung oder Ausbruch die richtige Lösung wären. Man erwartet ein entsprechend zerrissenes Album, was jedoch bestenfalls auf lyrischer Ebene der Fall ist. Obwohl Turin Brakes ihr musikalisches Feld weit gesteckt haben, wirkt die Platte wie aus einem Guss. Der Opener „Time And Money“ bringt die Briten schnell auf Kurs mit einer Mischung aus entspanntem Indie Rock und einer kräftigen Dosis Folk, über der die feinen Stimmen der beiden Protagonisten schweben. Am besten sind nach wie vor die gemeinsam intonierten Passagen – jene Harmonien, die das Duo einst berühmt machten.

Einen langweiligen Moment wird man auf diesem Album nicht finden, dafür verstehen es Turin Brakes viel zu gut, ihre Musik entsprechend zu organisieren. 55 Minuten Musik ohne wirklichen Durchhänger? Funktioniert, siehe beispielsweise „Guess You Heard“, eine Art Post-Supergrass-Moment mit leidenschaftlichem Refrain, oder die großartige Ballade „Sleeper“ mit seinen kleinen Schmuse-Momenten. Stilistisch scheint die Bandbreite immer größer zu werden. „Dear Dad“ hat stellenweise überraschendes Prog-Flair, „Inbetween“ würde auch problemlos in die Country- oder Americana-Ecke passen, während der sympathisch leichtfüßige Titeltrack „We Were Here“ folkigen Singer/Songwriter-Sound bietet.

Was dem sechsten Studioalbum der Briten fehlt, sind echte Standouts. „We Were Here“ wirkt wie aus einem Guss, gibt sich abwechslungsreich und bewegt sich doch souverän in seiner Komfortzone. Große Sprünge sind nicht notwendig, die gewohnt guten Texte sprechen eine deutliche Sprache. Einen Nachfolger für „Pain Killer (Summer Rain)“ sucht man jedoch vergeblich. Vielleicht ist das aber auch gut so, denn Turin Brakes wirken somit auf Albumlänge unterhaltsam, bewegend, geradezu verspielt – eine mehr als willkommene Entwicklung.

Turin Brakes - We Were Here

We Were Here
VÖ: 27.09.2013
Cooking Vinyl (Indigo)

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