Jools – Violent Delights

Mit einer Reihe an Singles und Konzerten spielten sich Jools binnen kürzester Zeit in den Fokus der Tastemaker von der Insel. Das Sextett aus Leicester steht für einen anspruchsvollen wie packenden Mix, der Punk Rock, Hardcore, Metal, Post Punk, Rap und Rock aus der Garage zu einem großen Ganzen zusammenbringt. Inspiriert von einer Live-Performance der Band shame bei Jools Holland (daher auch ihr Name), zerlegt man seit nunmehr sechs Jahren vor allem britische Bühnen. Mit dem ersten kompletten Album „Violent Delights“ sollten sich weitere Türen öffnen.
Das gesprochene Wort spielt bei dieser Abhandlung über Trauer, Wut, Verlangen und Identität eine zentrale Rolle. So deckt „Limerence“ beispielsweise weite Teile des Bandsounds ab, kann ebenso beherzt draufhauen und sich der intimen Melancholie hingeben. Post Punk, Post-Hardcore, ein wenig Crossover, Sprechgesang und kernige Vocals finden nach und nach zusammen, doch bleibt die Unruhe. In „97%“ drängen Jools diesen Mix erst einmal in Richtung Melodie, nur um dann den aktuell wieder angesagten Nu Metal ins Boot zu holen und den emotionalen, unruhigen Strophen bedrohliche Ecken und Kanten zu verleihen. Der Absturz scheint stets nur einen Wimpernschlag entfernt.
Hingehen nähert sich das silbenreiche „Violent Delights“ stellenweise dem Stream of Consciousness von Squid an. Wo die Landsleute mit Noise und Jazz anbandeln, setzen Jools einen hymnischen, harten Chorus, so wuchtig wie berauschend, nicht minder aufwühlende Zäsur inklusive. Ist „Live Deliciously“ als Aufforderung zu verstehen? Die omnipräsente Aufbruchstimmung wird zum Motor, tritt den nächsten hymnischen Hauptteil los und tobt sich in Post-Zwischenwelten aus. Dort lauert bereits „The Pleasures“, macht zunehmend Druck und kramt doch erneut den Erzählstil der Self Defense Family hervor – wahrlich nicht die schlechteste Referenz.
Herausgekommen ist eine im besten Sinne knifflige Platte, musikalisch unheimlich vielfältig und trotz vergleichsweise kurzer Spielzeit von unter 40 Minuten nur schwer in einem Durchlauf zu erfassen. Jools machen Musik, die erst wirken muss, die sich vorsichtig aufbäumt, zusammenzuckt, mit dem Selbst ringt und letztlich doch wieder zurück zum erhabenen, zerstörerischen Momentum findet. Das macht „Violent Delights“ gewiss etwas schwierig, bereitet gewisse Verdauungsprobleme und löst derlei Herausforderungen doch in Wohlgefallen auf. Diese sorgsame Studie großer Konzepte und kleiner Gefühle reißt auf widersprüchlichen Wellen mit – eine wahre Wohltat, auf gewaltsame und andersartige Weise.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.07.2025
Erhältlich über: Hassle Records (Cargo Records)
Website: joolsbandjools.com
Facebook: www.facebook.com/joolsbandjools