White Lung – Paradise
Kanadas Punk-Powerhouse White Lung hat keine Lust darauf, weiterhin auf der Stelle zu treten in einer Szene, die Weiterentwicklung nur selten verzeiht. Gerade als Songwriter ist das Trio gewachsen, jedes Album nimmt noch mehr Fahrt auf. Erhalten bleibt jedoch die ausgesuchte Kürze, mit der auch gängige Genre-Alben aus den Boxen schallen. „Paradise“ überschreitet nun immerhin die 28-Minuten-Marke und ist nach wie vor tief im Punk verwurzelt, bringt aber ebenso einen ordentlichen Wave- und Indie-Punch mit sich.
Schreiende Gitarre, wütendes Uptempo-Drumming und ein Hauch von New Wave im Hintergrund: Der Opener „Dead Weight“ legt den Grundstein für dieses vierte Studioalbum und erinnert gelegentlich angenehm an Blondie oder Sleater-Kinney. Zwischen diesen hibbeligen Polen setzt es in weiterer Folge Ohrwurm über Ohrwurm – siehe und höre das forsche „Demented“ oder das angenehm schroffe „Vegas“.
Ein einziges Mal überschreiten White Lung die Dreieinhalb-Minuten-Marke: „Below“ entfernt sich über weite Strecken von sämtlichen Punk-Elementen und mutiert zur sympathischen, eingängigen Midtempo-Hymne mit mehreren kleinen Explosionen und herausragendem Finale – ein Song, der entfernt an den letztjährigen Alternative-Sommerhit von It’s The Lipstick On Your Teeth erinnert. Auch „Sister“, der zweite längere Song, bricht ein wenig mit bisherigen Konventionen, der Unterbau ist aber so forsch und dynamisch wie eh und je.
Der Schritt Richtung musikalische Öffnung bekommt den drei Kanadiern sehr gut. „Paradise“ punktet mit hoher Hitdichte, intelligentem Songwriting und unbändiger Spielfreude. Geniale Melodien, treibendes Punk-Fundament und unheimliches charmantes Gesamtpaket – auch wenn die vierte White Lung-Platte abermals sehr kurz geraten ist, so hat sich doch hier kaum ein Gramm Fett eingeschlichen. Bitte weiter wachsen!
Paradise
VÖ: 06.05.2016
Domino Records (GoodToGo)
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