Zeal & Ardor – Devil Is Fine

Zeal & Ardor

Was wäre gewesen, wenn die Sklaven in der amerikanischen Kolonialzeit das Christentum gegen Satanismus eingetauscht hätten? Diese Frage stellt sich Manuel Gagneux, der neben Birdmask nun ein neues Betätigungsfeld gefunden hat. Inspiriert durch einen 4chan-Thread, kombiniert er Blues und Gospel mit norwegischem Black Metal und nennt sich Zeal & Ardor. Auf dem Debütalbum „Devil Is Fine“ hat sich aber noch einiges mehr versammelt.

Algiers kollidieren mit Deafheaven auf spektakuläre Weise: Der eröffnende Titeltrack „Devil Is Fine“ bringt den musikalischen Spagat auf den Punkt. Spirituals und Gospel-Gesänge werden mit fortlaufender Spielzeit von bedrohlichen Black-Metal-Klängen befeuert. Diese halten sich – in diesem Fall – zwar im Hintergrund auf, lassen jedoch in Verbindung mit wuchtigen Electro-Beats jenes Spannungsverhältnis erahnen, das sogleich folgt.

„In Ashes“ zäumt das Pferd von hinten auf und legt fieberhaft los. Wütende skandinavische Eruptionen peitschen das Arrangement vor sich her, kurzzeitige Blues-Einschübe verdichten das Geschehen. Wenn in „Blood In The River“ hasserfüllte Attacken hinter den Soul-Vocals liegen oder das ausgeflippte „Children’s Summon“ trashige Keyboards, die ein wenig an die Anfänge des Black Metal erinnern, einführt, kommt man aus dem Staunen kaum heraus.

Und doch hat „Devil Is Fine“ einige eklatante Schwachstellen. Der Fokus auf Elektronik, gerade im dreiteiligen Zwischenspiel „Sacrilegium“, zieht die Platte unnötig in die Länge; eine Platte, die gerade einmal 25 Minuten dauert und trotz spannender Ideen (die dissonanten Jazz-Loops in „What Is A Killer Like You Gonna Do Here“) etwas zäh anmuten lässt. Gagneux scheinen die Ideen zwischendurch ausgegangen zu sein, der Genre-Clash an sich macht Zeal & Ardor jedoch zum spannenden Experiment, das auf einen ausdifferenzierten Nachfolger mit mehr Tiefgang hoffen lässt.

Zeal & Ardor - Devil Is Fine

Devil Is Fine
VÖ: 24.02.2017
MVKA Records / Radicalis (Rough Trade)

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