Robert Finley – Hallelujah! Don’t Let The Devil Fool Ya

Ein spätberufener Blueser macht vielleicht keinen Sommer, dafür richtig gute Musik. Robert Finley mag inzwischen 71 Jahre alt sein, doch steckt seine Musik – mehr denn je – voller Herz, Leben und Spiritualität. Und funktioniert zudem relativ flott, denn die Sessions mit Dauer-Begleiter Dan Auerbach schlossen das Tracking der gesamten neuen Platte an einem einzigen Tag ab – komplett improvisiert, so wie damals, als Finley auf der Straße für ein paar Dollar spielte. „Hallelujah! Don’t Let The Devil Fool Ya“ richtet sich am Glauben aus, macht den Protagonisten zum Sprachrohr und findet abermals seine innere Mitte zwischen Blues, Soul und RnB.
„Praise Him“ macht in jeglicher Hinsicht laut und deutlich, in welche Richtung die Reise geht, und das ist auch gut so. Der herrlich schleppende Siebenminüter – einer von gleich drei überlangen Tracks – lebt von der lässigen, zurückgelehnten Gitarre mit dezentem Psych-Flair, der bluesigen Energie und der prächtigen Zweitstimme von Finleys Tochter Christy Johnson, der heimliche Star dieses Albums. Gemeinsam tanken sie sich durch den ellenlangen Song, der wieder und wieder einen Fever Pitch erreicht, bevor das verspielte Keyboard ein paar Gänge zurückschaltet. Danach bewegt sich „Holy Ghost Party“ konstant am funkigen Limit, geht nie komplett durch die Decke und wird dabei immer größer.
Die Kunst des Hinarbeitens auf den übergroßen Moment ist eine der absoluten Stärken dieses Albums, und das soulige „On The Battlefield“ macht das besonders gut – ellenlang, atemlos und doch so nervös, stets der unvermeidbaren Explosion nahe, während die Gitarre ihre eigene Gesangsspur findet. „His Love“ wählt den Slow-Burn-Ansatz, wächst vorsichtig bis bedächtig an und lebt vom starken Kontrast zweier fantastischer Stimmen, während sich das Arrangement in monumentale RnB-Sphären hieven lässt. Dort wartet bereits das butterweiche, anschmiegsame „I Am A Witness“, das in seinen achteinhalb Minuten immer größer und intensiver wird, ohne jedoch die Leichtigkeit zu verlieren – ein eindrucksvolles Kunststück.
Bei Robert Finley weiß man mittlerweile, was man bekommt, und das bestätigt dieser Longplayer sehr eindrucksvoll. Dass „Hallelujah! Don’t Let The Devil Fool Ya“ in einem durchaus spontanen Umfeld erschaffen wurde, lässt sich nicht von der Hand weisen, siehe und höre die Schleifen, die kleinen Wiederholungen, das stete Anschwellen und Entspannen der Arrangements, die in jedem Moment voller Herz und eben jener Spiritutalität sind, die weite Teile des Albums zusammenhält. Auch mit über 70 Lenzen bleibt Robert Finley ein Meister seines Fachs, spielt seine ganze Erfahrung aus und klingt doch so herzhaft, so beseelt, so magisch wie eh und je. Es ist und bleibt eine Freude, Finley zuzuhören.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 10.10.2025
Erhältlich über: Easy Eye Sound / Concord Records (Universal Music)
Website: robertfinleyofficial.com
Facebook: www.facebook.com/RobertFinleyMusic
