Spoon – Hot Thoughts

Spoon

Wenn Spoon ein neues Album ankündigen, sind Erwartungen hinfällig – Britt Daniel machen sowieso alles anders. In ihrer amerikanischen Heimat landeten die letzten drei Platten der Indie-Institution durchwegs in den Top 10, in Deutschland bleiben sie wohl ein ewiger Geheimtipp, warum auch immer. Für „Hot Thoughts“ kehren sie nach zwei Jahrzehnten zu Matador Records zurück, wo einst ihr Debüt erschien, und machen es sich so pointiert wie nie zwischen den Stühlen bequem.

Der eröffnende Titeltrack, zugleich auch die erste Single, setzt die Zeichen auf maximale Ohrwurmtauglichkeit und eine gesunde Portion Weirdness. Hier treffen Math-Gitarren, Funk-Elemente, leichtfüßige Elektronik, Indie-Charme und Art Rock in knapp vier Minuten aufeinander und haben hörbar Spaß an dieser etwas anderen Party. Immer wieder schrammelt der Sechssaiter ein wenig im Vordergrund, fällt sogleich wieder ins zweite Glied und macht Platz für smoothen Anti-Pop.

Was sich etwas sperrig und kurios liest, ist in Wahrheit ein kleiner Hit, und davon haben Spoon gleich mehrere. „Can I Sit Next To You“ kombiniert Streicher aus der Dose mit ein wenig Funk, „Shotgun“ mutiert zum kauzig rockenden Stomper und „Do I Have To Talk You Into It“ ist an Lässigkeit kaum zu überbieten – ein schrilles und doch so unterkühltes Kleinod für Gorillaz-Fans. Selbst der blubbernde Synth-Rocker „WhisperI’lllistentohearit“ macht richtig Spaß. Natürlich kommen schwer greifbare, etwas zu schräge Sound-Collagen, wie „Punk Up“ und „I Ain’t The One“ hinzu, die etwas aus dem Rahmen fallen – selbst für Spoon-Verhältnisse – und bestenfalls als Bindeglied zwischen zwei Granaten herhalten können.

Von Stinkern zu sprechen, wäre im Fall von „Hot Thoughts“ und Spoon an sich dann doch übertrieben, doch eben jene Tracks schlagen sich doch ein wenig auf die Hit-Qualitäten der Platte nieder. Andererseits brauchen die Texaner eben jene extrem schrägen Einfälle zwischendurch, die gutes Songmaterial wie ein bizarrer Kleber zusammenhalten. Wie schon seine Vorgänger ist auch „Hot Thoughts“ über weite Strecken extrem stark geworden und macht in manchen Momenten geradezu süchtig. Jetzt dürfte sich dann auch der Erfolg in Mitteleuropa einstellen.

Spoon - Hot Thoughts

Hot Thoughts
VÖ: 17.03.2017
Matador Records / Beggars Group (Indigo)

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