Future Faces – Revolt
Beinahe vier Jahrzehnte nach dem ersten Aufflammen entsprechender musikalischer Ideen scheint Post Punk stärker und populärer denn je zu sein. Reihenweise junge Bands verschreiben sich einem Sound, der jahrelang verschwunden schien und mittlerweile Popper und Metaller vereint. Future Faces zählen zu eben jenen Nachwuchshoffnungen. Das Schweizer Trio gibt es erst 2015, die hypnotische EP „Revolt“ ist ihr erster Output.
Mehr Joy Division als Killing Joke: Future Faces bemühen sich vor allem um die nachdenklichere, melancholische Seite des Genres. Dicke Gitarrenschichten erwärmen schon mal Herzen, auch wenn es zwischenzeitlich etatmäßige maschinelle Kälte hagelt. Aber der Reihe nach: Ihren besten Song feuern die Schweizer gleich zu Beginn ab. „Embraces“ verpackt die hoffnungslose Energie des Trios in etwas über vier Minuten – eisig, schroff und doch stets harmonisch. Vocals aus den Untiefen der Echokammer, stoischer Basslauf, forsche Drums und eine deutlich intensivere zweite Hälfte gehen unter die Haut.
Die anderen drei Songs – ebenfalls sehr unterhaltsam. „Structures“ wirkt ein wenig entrückt und zerfahren, zerrt zwischen verschiedenen Extremen hin und her, setzt zwischendurch sogar eine Mini-Jam-Session an. „Columns“ nimmt die Energie des Openers ein wenig mit, wirkt sogar ein Stück weit hoffnungsvoll, nur um schließlich vor der Last der Welt zu kapitulieren. Bis sich das abschließende „January“ erschließt, dauert es eine ganze Weile. Die leidende erste Hälfte, das seltsame Instrumental-Break, das Post-Noise-Rock-Dingens zum Schluss – kurios, schroff und mit über acht Minuten Spielzeit verdammt lang, wohl aber auch lohnenswert, wenn ein wenig Geduld mitgebracht wird.
Überraschend eingängig auf der einen, herrlich schroff auf der anderen Seite: „Revolt“ mutiert zur kleinen Machtdemonstation, zum mehr als eindrucksvollen Debüt-Release. Future Faces sind nicht bloß eine von vielen Post-Punk-Revival-Bands, sie verstehen die melancholische Essenz des Genres perfekt, lassen die gängigen Soundspielereien aber ebenso wenig vermissen. Hierzulande nur digital erhältlich, lohnt sich der Import der limitierten 12″ allemal.
Revolt
VÖ: 26.05.2017 (DL-Single)
Throatruiner Records
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