ABAY – Love And Distortion

ABAY

Nach der gelungenen Generalprobe „Blank Sheets“ und der erfolgreichen Premiere „Everything’s Amazing And Nobody Is Happy“ rollt der ABAY-Zug nun wieder durch die Lande. Die Band um Aydo Abay (Ken, ex-Blackmail) und Jonas Pfetzing (Juli) konzentriert sich weiterhin auf hymnischen Rock – irgendwo zwischen Indie und Alternative gefangen – mit feiner Pop-Schlagseite. „Love And Distortion“ kracht, wummert und schwelgt nun gleichermaßen.

„Oh my god, I’m so fantastic“ – sarkastisch, doppelbödig und voll ins Schwarze. Die Single „Plastic“ bringt den Sound der Band schön auf den Punkt. Langsam rollt der Song an, konzentriert sich auf legere Pop-Harmonien und lässt die Gitarren dennoch immer lauter werden. Natürlich lässt sich dahinter eine gewisse Formelhaftigkeit erkennen, aber wen juckt das schon, wenn die Luft brennt? Bereits der Opener „Land Of Silk & Money“ zündelt ordentlich. Auch hier geht es etwas ruhiger, wenn auch mit greifbarer Aufbruchsstimmung los. Die Gitarren werden entstellt, eine gewisse Portion Heavyness setzt ein, bevor ABAY gemütlich gen Finale tänzeln.

Zu den Highlights dieser Platte zählt „Rhapsody In Red“, ursprünglich für den 60. Geburtstag des Goethe-Instituts Ankara aufgenommen. Das Keyboard bringt entsprechende Untertöne ein, rundherum rockt es schön dramatisch und intensiv. „I Am The Believer“ räumt in aller Kürze ab. Dezente Garage-Anleihen schimmern durch und unterhalten. Als emotionaler Höhepunkt erweist sich die reduzierte Ballade „Love“, die Aydo Abay seinem plötzlich verstorbenen Produzenten und Förderer Guido Lucas widmet. Und dann ist da noch das herrlich schräge „Lemonade“, das durchaus finster durch die Gänge schlurft und ein Saxophon-Solo von Christoph Clöser (von den Doom-Jazzern Bohren & Der Club Of Gore) vom Stapel lässt – verwirrend im besten Sinn.

Natürlich, möchte man fast sagen, mutet „Love And Distortion“ über weite Strecken recht ungewöhnlich an, aber gerade darin liegt die Stärke der ABAYs. Wuchtige Heavyness trifft feinsinnigen Schöngeist, garniert mit einem Ohr für Experimente und einem Händchen für Hooklines. Offensichtliche Hits bleiben aus; man muss etwas genauer hinhören, um die Schönheit der einzelnen Tracks zu entschlüsseln. Das lohnt sich natürlich, und Aydo Abays geradezu ikonische Stimme ist das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem I.

ABAY - Love And Distortion

Love And Distortion
VÖ: 01.06.2018
Lovers + Friends Records (AL!VE)

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