The Boys You Know – Two Lines That Never Touch

„Elephant Terrible“ war ein interessantes Album für The Boys You Know. Einige richtig gute Songs, aber auch ordentlich Mittelmaß ließen das dritte Album der Österreicher zu einer recht zwiespältigen Angelegenheit reifen. Im Laufe der letzten Jahre schrieb man zehn neue Tracks auf der griechischen Insel Santorin und in Barcelona – ein Tapetenwechsel, der sich hörbar lohnt. „Two Lines That Never Touch“ unterhält von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Dass hier ein anderer, deutlich frischerer Wind weht, zeigt bereits der Opener. „Already Dead“ schrammelt die Gitarren auf Anschlag durch in bester britischer Indie-Manier. Bekleitet vom lakonischen Gesang, der eines der zentralen Themen des Albums – Leben und Tod – aufgreift, geht es in drei schroffen wie eingängigen Minuten durch aufwühlende Klanglandschaften. Die Single „A Song For A Failure“ macht ebenfalls alles richtig, wenngleich sie deutlich gemächlicher anrollt. Hier kommt das Händchen der Boys für feine Pop-Melodien durch. Der Refrain setzt sich in bester Elbow-Manier fest, die verzerrte Gitarre im Abgang sorgt für die nötige Würze.

Natürlich können The Boys You Know immer noch deutlich ruhiger: „Santi Marti“ schleicht beinahe vier Minuten nachdenklich vor sich hin, bevor ein Chor von Gästen – u.a. mit PAENDA – den Track mit Trompeten und bizarren Backings in ein überdrehtes Finale trägt – danach kann nur der akustisch in Wien eingespielte Live-Studio-Take „Barcelona“ folgen. Mit dem gleichermaßen nachdenklichen wie hochtrabenden „You And Your Arcade Fire“ (was für ein Gitarrensolo!), dem leicht verqueren „Another Year“ und dem ein wenig an Pavement erinnernden „Hannah“ folgen gleich mehrere Überflieger.

Kein Verschnitt, dafür durchgehend gut- bis hochklassiges Material: The Boys You Know fangen sich auf „Two Lines That Never Touch“ und läuten die zweite Phase des Sommers mit einer melancholisch-aufwühlenden Platte von großer Klasse ein. Gleich mehrere Indie-Mini-Hits, ausladende Abhandlungen über Leben, Tod und Sinnsuche, dazu richtig schöne Melodien und bratende Gitarren tragen durch dieses vierte Werk – bislang eines der heurigen musikalischen Highlights aus Österreich.

Two Lines That Never Touch
VÖ: 29.06.2018
Wohnzimmer Records (Rough Trade)

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