Slug Boys – Listen To Slug Boys

Seit Jahren zerlegen Slug Boys nordische Bühnen zu Kleinholz. Das norwegisch-britisch-schwedische Quintett versteht sich auf pures Chaos, unvorhersehbare Action und willkommenen Wahnsinn. Nun versuchen sie genau das auf Platte zu bannen, irgendwo zwischen Post Punk, Punk Rock und etwas Noise angesiedelt. „Listen To Slug Boys“, der Titel ihres ersten Albums, ist eine Aufforderung, die man so bedenkenlos unterschreiben kann. Dahinter stecken Abhandlungen über weltpolitische Ereignisse, Trauer, Angst und die Absurditäten des Alltags – erstaunlich ernst für eine im Grunde komplett abgedrehte Platte.
Ein Liebesbrief ans eigene Leben scheint „Dear Life“ nicht unbedingt zu sein, und doch fühlt man sich unweigerlich zu diesen drei Minuten hingezogen. Mit einem echten Urknall tanken sich die Slug Boys durch den Song, reihen eingängige Riffs aus der Garage an abgefuckte Punk-Action, laden schon mal zum Mitbrüllen ein und holen am Höhepunkt die famose Ida Dorthea Wiken-Brandt von Blomst für einen lautstarken Farbtupfer hinzu. Das fühlt sich wie ein „Painkiller“ an, wiewohl der unorthodoxe Aufbau des gleichnamigen Tracks natürlich aufhorchen lässt. Tief im Post Punk verankert, brodelt das Ding erst recht beiläufig, bandelt mit Synthetik an und ufert schließlich in stakkatoartigen Noise-Attacken aus. Kann man so machen.
Überhaupt kann man vieles an dieser Platte machen. Wie „Slug Boys Anthem“, das in einer Minute zur lässigen Punk-Hymne reift, oder das stoische, in seinem mechanischen Auftreten unverschämt eingängige „Glasnost“, das die Jungs in die Manege lockt und sich dort mit klassischen Scandi-Rock-Gitarren auskotzt. An anderer Stelle überrascht „Sleep Forever“ mit gemächlichen, melancholischen Tönen, erinnert ein wenig an den verspielten Rock’n’Roll der Hellacopters und vermag fünf Minuten lang die Spannung zu halten – ein seltener Ausreißer, sind doch kurze und knackige Nackenschläge wie „For Life“ wesentlich typischer. Oder eben „The War“, der frontale und zugleich unfassbar melodische Rausschmeißer mit Hooks in rauen Mengen.
Das hier macht richtig viel Spaß, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wenige Bands sind so kauzig und gleichzeitig so harmoniebedürftig wie Slug Boys. Ihr stoischer Post Punk, mit noisiger Akrobatik gestreckt, findet immer wieder zurück zu archetypischen Rock’n’Roll-Gitarren, zu Grüßen aus der Garage, mit ordentlich Melodie und hymnischem Punk. Das hat man in ähnlicher Zusammensetzung sicher schon gehört, doch hat das Quintett diesen gewissen It-Faktor, diese unbestreitbare Präsenz, die selbst im Studio durchkommt. „Listen To Slug Boys“ vereint Herz, Hirn, Drive, Elan, Schweiß und Tränen zu einem kurzweiligen Einstand, der wieder und wieder beste Laune bereitet. Mehr braucht es nicht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 31.10.2025
Erhältlich über: Oslo Syndrome Records
Website: slugboys.no
Facebook: www.facebook.com/p/Slug-Boys-100087130195048
