van Kraut – Zäune aus Gold

van Kraut
(c) Ingo Polster

Gute Musik muss keine Bäume ausreißen. Manchmal reicht die Reduktion aufs Wesentliche: Gesang, Schlagzeug und Gitarre, mehr braucht es nicht. Das Duo van Kraut aus Hamburg singt von Beklemmung, Elend und Leid, ohne in Selbstmitleid zu verfallen. Indie Rock, ein Hauch von Post Punk und dezentes Pop-Appeal begleiten „Zäune aus Gold“, den bereits zweiten Streich von Christoph Kohlhöfer und Tobias Noormann.

Mit den ersten beiden Tracks, zugleich auch die Vorboten von „Zäune aus Gold“, bringen van Kraut ihren Sound auf den Punkt. „Gated Community“ setzt sich zynisch mit Aufregung in einer elitären Wohnsiedlung auseinander, begleitet von weichen und doch fordernden Vocals sowie stoischer Gitarre-Schlagzeug-Melange. „Erwischt“ knüpft nahtlos daran an, auch wenn es noch eine Spur tiefer gen Abgrund zieht. Der legere Bounce in den Strophen schießt gekonnt quer, Erinnerungen an Noise-befreite Karies werden wach.

Ein kleiner Mitbrüllhit ist auch dabei, obwohl „Tanz das Projekt“ unheimlich sperrig und seltsam beginnt. Über einen Hauch von Odd Rock hangelt sich das Duo zum erfrischend skandierten Refrain, den man mindestens so schön nachträllern kann wie die Parolen im kurzen aber heftigen Noise-Punker „Hier jetzt nicht so“. „Aufgereiht in Blocks“ kommt ebenfalls gut und zählt zu den eingängigsten Momenten dieses Albums. Natürlich offenbaren sich auch hier beinahe obligatorische Abgründe – ohne geht’s einfach nicht. Der XXL-Abgang „Transitzone“ zerstört schließlich Alt- und Neubauten im Zuge unterkühlter Hoffnungslosigkeit.

„Zäune aus Gold“ sorgt für Unruhe und ein unheilvolles Gefühl. Der Untergang – wie auch immer dieser aussehen mag – scheint an allen Ecken und Enden zu lauern, auch wenn man eigentlich mit Lappalien konfrontiert ist. Zwischen übertriebenen Alltagssorgen und existenzialistischen Kopfschmerzen platzieren van Kraut neun kleine Songperlen, nüchtern und unterkühlt, dabei aber stets unbequem und gefährlich. Goldene Zäune werden mit misanthropen Grautonschleudern bombardiert, ein beklemmendes und doch so begeisterndes Erlebnis für sich.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.04.2019
Erhältlich über: DIAN Recordings (Broken Silence)

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