Burning Alms – Afternoon Sass

Burning Alms
(c) Geenger Records

Burning Alms lassen nicht sonderlich viele Informationen über sich aus und rücken stattdessen die Musik in den Mittelpunkt. Macht auch Sinn, denn was das mittlerweile in London ansässige Trio auf Platte bannt, weiß zu faszinieren. Schrammeliger Rock mit Noise-, Punk- und sogar Jazz-Einschlag experimentiert mit wachsender Begeisterung und findet doch immer wieder zu unerwartet eingängigen Sounds Marke Trail Of Dead oder Sebadoh zurück. „Afternoon Sass“ ist ihr neuester Nackenschlag.

Latenter Wahnsinn wurde auf eine knappe halbe Stunde kondensiert – für ein Album fast zu wenig, dafür haftet hier kein Gramm Fett zu viel an. Ein Track wie „List Of Things“ sagt in 83 Sekunden tatsächlich alles, auch wenn er in media res abzubrechen scheint. Butterweicher, eingängiger Gesang trifft auf punkige Kratzbürstigkeit und noch viel mehr. Kann man machen, muss man lieben. Der Titelsong „Afternoon Sass“ erweist sich als krasses Gegenstück, überspringt die Fünf-Minuten-Marke elegant und widmet sich weitestgehend sanften, reduzierten Klängen. Der dezente Superchunk-Vibe kommt gut.

Was Burning Alms so spannend macht, ist die Unberechenbarkeit ihres Auftretens. Wenn ein „Everyone You Know“ urplötzlich in den Uptempo-Sprint wechselt und sein Pop-Appeal in einen wahren Soundwall drängt, verwirrt das mindestens so wie das laute, schroffe, komplett kaputte „Every City“. Die forschen Breitseiten treffen ins Schwarze, die Gitarre kotzt sich wiederholt aus. „Hack“ flirtet zwischendurch mit den Indie-Wurzeln, während „Beast Quotations“ die wohl eingängigsten Momente dieses Albums zusammenfasst.

„Afternoon Sass“ hat Hand und Fuß, und zwar mindestens jeweils drei an der Zahl. Der latente Wahnsinn dieser Platte verleitet zu mehreren, zu wiederholten Durchläufen. Bekömmlicher Wahnsinn, unverschämt eingängige Momente, jazzige Jams und komplette Verweigerungshaltung ergeben schräges Sperrfeuer, das sich eigentlich nicht so recht in Worte fassen lassen will. Man findet kleine Songperlen vor, gekonnten Starrsinn und die stete, befreiende Suche nach dem nächsten Kick. Was Burning Alms hier genau machen, erschließt sich nicht immer, ist aber verdammt gut geworden.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.05.2019
Erhältlich über: Geenger Records (Download-Album)

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