Autogramm – What R U Waiting 4?

Autogramm
(c) Ryan Walter Wagner

In ihrer kanadischen Heimat sorgten Autogramm bereits vergangenen Herbst für Aufsehen, nun kommt das Trio aus Vancouver auch nach Europa. Die Herren hinter dem deutschen Namen – die Idee kam bei einem Bierchen in Berlin – sind keine Unbekannten, Dysnea Boys und Blood Meridian stehen auf der Projektliste der Musiker. In diesem neuen Outfit widmet man sich nun allerdings Synthie-Rock und Power-Pop Marke Gary Numan und Devo. „What R U Waiting 4?“ ist der Titel des Debüts.

Zehn herrlich schräge bis eingängige Tracks säumen 32 kuriose wie unterhaltsame Minuten. Autogramm wollen sich nicht auf eine Stimmung festlegen und decken stattdessen ein breites Meer an Wahnsinn ab. Da wäre beispielsweise „Cool Kids Radio“, dessen lässiger Refrain sofort im Kleinhirn landet und dort hängenbleibt. Unauffällige Strophen, die ein wenig an jüngere Weezer-Releases erinnern, offenbaren unerwarteten Unterhaltungswert. Es geht aber auch deutlich schneller und hibbeliger. „R U Lookin‘ 4 Love“ rast in unter drei Minuten durch wilden Gitarren-Pop der süßlich-kantigen Seite – ein Widerspruch in sich, von Autogramm jedoch prima aufgelöst,

Die deutlichste Devo-Verneigung taucht übrigens ganz zum Schluss auf. Bei „I Wanna Be Whipped“ muss man einfach mitlächeln. Die in bunt schillernde Synths getauchte Ramones-Hommage ist köstlich weird und brennt sich mindestens so ein wie der legere, verhindert sommerliche Rocker „Sea Of Regret“ und das dezent angepunkte, schiefe „Small Town“. Ganz vorne mit dabei: „Jessica Don’t Like Rock’n’Roll“. Abermals legen Autogramm relativ unauffällig, beinahe stoisch los. Bevor man jedoch mitnickt, setzen dicke Harmonien und angenehm klebrige Melodien ein. Der Kontrast zum schrubbenden Basslauf könnte kaum größer sein, wohl aber auch nicht schöner.

Was Autogramm auf ihrem Debütalbum abziehen, weckt Erinnerungen an so manche 80s-Legende, ohne sich jedoch aufs reine Abschreiben und Herunterspielen zu beschränken. „What R U Waiting 4?“ gibt sich frisch und keck, spielt zugleich die langjährige Erfahrung der beteiligten Musiker aus. Willkommene, unverschämt poppige Weirdness tritt immer wieder auf den Plan, von schroffen Gitarren und betont schiefen Momenten gekonnt ge- bzw. unterbrochen. Autogramm machen gute Laune und schreiben nebenbei tolle Songs – eine echte positive Überraschung.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.06.2019
Erhältlich über: Nevado Records / PIAS (Rough Trade)

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