Jordan Rakei – Origin

Jordan Rakei
(c) Ellis Scott

Soul-Magier Jordan Rakei holt zum nächsten Schlag aus. Der gebürtige Neuseeländer widmete sich auf seinen bisherigen beiden Alben einer Mischung aus Soul, Jazz und Electro, angenehm futuristisch und eingängig. Zuletzt schrieb er unter anderem Songs mit Nile Rodgers und nahm gemeinsam mit Robert Glasper auf. „Origin“ widmet sich nun deutlich dystopischeren Themen und zeigt einen Musiker, der Charlie Brookers „Black Mirror“ verschlungen haben dürfte.

Entfremdung, künstliche Intelligenz und das sich rückbildende menschliche Bewusstsein sind Leitmotive dieser Platte – ganz schön starker Tobak. Musikalisch hat sich hingegen nicht gerade viel verändert. Warum auch, wenn Rakei weiterhin so Perlen wie „Say Something“ locker aus dem Ärmel schüttelt. Vom unwahrscheinlich tanzbaren Bass über die feinen Synthi-Spielereien im Hintergrund bis zu den gewohnt smoothen und doch eindringlichen Vocals stimmt alles. Im stellenweise durchaus frühlingshaften „Mind’s Eye“ wird es lässig und losgelöst, bevor ein verschachteltes Beatkonzept gegen entschleunigte House-Pianos steuert.

Wohin Jordan Rakei will, ist nicht immer klar, doch gerade dieser Überraschungseffekt setzt seine Musik so gelungen in Szene. Das verspielte, jazzige „Moda“ packt eine Fülle von Ideen in unter drei Minuten, der Opener „Mad World“ ist ein Modern-Soul-Lehrstück mit großartigen Momenten am laufenden Band und „Signs“ drängt sogar ein wenig in den Club. Ben Westbeech lässt grüßen. Dort wartet bereits „Rolling Into One“, ein weiteres brodelndes Stück Musik mit herrlich vielschichtigen, sich mehrfach entladenden Melodieteppichen und pumpendem Beat. Schließlich und endlich verbreitet „Mantra“ jazzige Hoffnung, wird immer länger und eindringlicher. Selbst für ein verqueres Saxophon-Solo bleibt Platz.

Die Rechnung geht auf: Wer Jordan Rakeis bisherigen Output mochte, wird „Origin“ lieben. Dieses Album hat mehr von allem, wirkt noch eine Spur musikalischer und selbstbewusster. Packende Ideen, lebhafte Beats, ganz viel Gefühl und Musikalität geben sich die Klinke in die Hand und mutieren im Nu zum beseelten Fest. Die Zukunft von Modern Soul und Jazz kommt aus Neuseeland und wird immer besser.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.06.2019
Erhältlich über: Ninja Tune (Rough Trade)

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