Jordan Rakei – Wallflower

Jordan Rakei

Stets mit seiner Introvertiertheit und geplagten Seele ringend, scheint Musik für Jordan Rakei zum Vehikel zu werden, zur Ausdrucksform, zur Selbstverwirklichung trotz aller Hindernisse. Der geborene Neuseeländer steht nach einer starken EP und einem ebenso guten Album in Eigenregie nun bei Ninja Tune unter Vertrag, wo sein herrlich eigentümlicher Mix aus Jazz, Soul und Electro nun die verdiente Bühne erhält. „Wallflower“ geht betont locker mit hohen Erwartungen um.

Diese Lockerheit äußert sich vor allem musikalisch, denn textlich gibt sich Rakei so persönlich wie noch nie und singt über innere Zerrissenheit. Elf kleine Songperlen zeugen von einer schweren Geburt und wirken doch zu jeder Zeit herrlich leichtfüßig. Die Single „Sorceress“ setzt sich mit dem Ego-Konzept auseinander, begleitet von zerfahrenem und doch prägnantem Gitarrenspiel sowie gefühlvollen Vocals. „Nerve“ kombiniert Selbsttäuschung mit verspielt-beseeltem Sound und einer herrlich luftigen Gitarre, die von Dave Okumu (The Invisible) eingespielt wurde.

Ein „Carnation“ überrascht mit nacktem Soul, umgeben von beateskem Minimalismus, zieht sogar kurz in Richtung RnB-Kitsch, kriegt aber schließlich die Kurve und entwickelt sich zum förmlich magischen Soul-Food-Track. Der ellenlange Opener „Eye To Eye“ verliert trotz knapp sechs Minuten Spielzeit zu keiner Zeit an Spannung. TripHop-Experimente, ein Hauch von Ben Westbeech und Stateless-Charme lassen das Mini-Monster leuchten. Und dann ist da noch „Clues Blues“, dieses anfangs unscheinbare Stück Musik, das aus dem Nichts Dub- und Ska-Einflüsse aus dem Ärmel schüttelt und sogar schüchtern betanzt werden will.

Unverhofft kommt oft: Anfangs durchaus unscheinbar wirkend, breitet „Wallflower“ seine volle Strahlkraft erst nach ein paar Durchläufen aus und leuchtet dafür umso heller. Rakeis unorthodoxe Herangehensweise an musikalische Konventionen sorgt für Anti-Club-Tracks, die nach perfektem Remix-Material klingen, in ihrer charmanten Ursprungsform hingegen faszinierende Einblicke in eine geplagte Künstlerseele nebst packenden Hooks und angenehm ungewöhnlichen Beats zulassen. Smoothe Vocals runden einen von vorne bis hinten starken Zweitling ab und könnten Jordan Rakei als neuen Electro-Soul-Songwriter-Star etablieren. Verdient wäre es allemal.

Jordan Rakei - Wallflower

Wallflower
VÖ: 22.09.2017
Ninja Tune (GoodToGo)

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