For Them All – Sometimes I Don’t Feel Like Myself

For Them All
(c) Midsummer Records

Zwischen Berlin, Frankfurt und Koblenz entsteht Emo-Magie. Der kraftvolle, gefühlsbetonte Sound von For Them All wirkt vertraut, hätte so auch vor 15 bis 20 Jahren prima funktioniert. Auf der EP „Thoughts“ bemühte das Trio 2017 erstmals seine emotional aufgeladenen Klänge mit Alternative-Rock- und dezenter Punk-Schlagseite, nun hat es endlich zu einem ganzen Album gereicht. „Sometimes I Don’t Feel Like Myself“ – klingt nach dem perfekten Start in das neue Jahr.

Die ersten Töne des Openers „My Fault“ führen gekont auf die falsche Fährte. Mid-90s-Alternative bäumt sich bedrohlich auf, wird jedoch sogleich von den Vocals abgefangen. Sacht und vorsichtig durch die Strophen tastend, entladen sich im Refrain erstmals gängige Emo-Harmonien. Es wird lauter, etwas bissiger und doch so angenehm treibend – der Spagat zwischen Arrangement und Gesang unterhält im besten Sinne. Das folgende „Nothing At All“ mag es da schon eine Spur traditioneller und beißt sich mit einem weiteren schroffen Riff fest. Eine gewisse abstoßende Post-Grunge-Qualität begleitet die Tracks, For Them All heben sich frühzeitig vom Rest ab.

Natürlich beherrscht das Trio auch alles, was das Genre ausmacht. Ihr ellenlanges „Trouble Breathing“ riecht ein wenig nach Mineral und Konsorten, beißt sich fest und entlädt sich über mehr als fünf Minuten wiederholt – eine kleine Perle, der Hauch eines Meisterwerks. Auch „Room 33“ erfüllt die Erwartungen, dieses Mal mit dem Frühwerk von Jimmy Eat World im gemütlichen Schnelldurchlauf. Wie „Not The One“ urplötzlich abhebt, wie „Sorry“ aus tiefsten Abgründen ruppige Druckwellen lostritt, wie „Petrichor“ zur Genre-Hymne am Anschlag mutiert – feine Sache.

Alles in den Mixer, eigene Note dazu, Deckel drauf und ab geht die Post: Bereits in diesem so frühen Stadium, auf ihrem Debütalbum, wissen For Them All um alles, was ihren Sound besonders macht. Die Reise zurück zu den Emo-Anfängen, mit etwas späteren Auswüchsen sowie Alternative und Post-Grunge versehen, kommt gut. „Sometimes I Don’t Feel Like Myself“ macht aus seinem Herzen eine Mördergrube und bewegt, beklemmt, reißt mit – eine runde, immer wieder aufs Neue zupackende Dreiviertelstunde Feinkost.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.01.2020
Erhältlich über: Midsummer Records (Cargo Records)

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