Rage – Wings Of Rage

Rage
(c) Jörg Tochtenhagen

36 Jahre Bandgeschichte – And The Rage Goes On: „Wings Of Rage“ ist tatsächlich schon das vierundzwanzigste Werk des Herner Trios (die Refuge- und LMO-Werke nicht mal mitgerechnet). Nach bewegten Zeiten und einer kompletten Neuaufstellung der Band im Jahr 2015 geht es seitdem deutlich konstanter im Hause Rage zu. Die neue Scheibe ist bereits das dritte Album im aktuellen Line-Up mit Urmitglied Peavy Wagner und den beiden Jungspunden Marcos Rodriguez und Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos – und – so viel sei vorweggenommen – auch das abwechslungsreichste und beste seit mindestens 15 Jahren.

Fulminant gehen Rage gleich beim Opener „True“ in die Vollen. Auf ein düsteres Intro und eine knüppelharte Strophe folgt ein echter Ohrwurmrefrain – das ist schlicht und einfach europäischer Power Metal der Extraklasse. Auch beim Midtempo-Kracher „Let Them Rest In Peace“ liefern Rage das volle Brett ab, um sich bei „Chasing The Twilight Zone“ tempomäßig ordentlich zu steigern. Für Abwechslung sorgt das orchestral unterlegte Trio „A Nameless Grave“, „Don’t Let Me Down“ und „Shine A Light“ –  letzteres entpuppt sich gar als traurig-melancholische Ballade voller wohliger Erinnerungen an „All This Time“ auf „Black In Mind“.

Auch zum Finale geht der Band der Zündstoff nicht aus, das abschließende, ungewohnt groovige „For Those Who Wish To Die“ ist sogar eines der Alben-Highlights und sorgt mit seinem düsteren Flair und dem Akustik-Outro für viel Atmosphäre. Ganz ohne Kritik schaffen es Rage aber leider nicht durch die Ziellinie, denn „HTTS“, die Neuaufnahme des Klassikers „Higher Than The Sky“, hätten sie sich sparen können – das Original war nämlich in jeder Hinsicht besser.

Der Band-Neustart vor vier Jahren mit „The Devil Strikes Again“ war zwar durchaus als gelungen zu bezeichnen, der Sound klang nach den eher progressiven Alben mit Victor Smolski deutlich entschlackt, doch an die großen Zeiten von Alben wie „The Missing Link“ und „Black In Mind“ kam weder jenes Album noch der Nachfolger heran. Dafür klangen die Scheiben insgesamt einfach zu gleichförmig. Genau diesen Kritikpunkt haben Rage auf „Wings Of Rage“ beseitigt, so dass es sich hier ganz klar um das beste Album in dieser Band-Konstellation handelt. Die Scheibe ist somit nicht nur für Rage-Fans, sondern für alle Anhänger der härteren Power Metal-Schiene ein Pflichtkauf.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 10.01.2020
Erhältlich über: Steamhammer (SPV)

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