Mint Mind – Thoughtsicles

Mint Mind
(c) Zac Johnson

Seit mittlerweile 20 Jahren unterstützt Rick McPhail Tocotronic, 2004 stieß er als fixes Mitglied zu den Ikonen der Hamburger Schule. Damit alleine ist der gebürtige US-Amerikaner allerdings nicht annähernd ausgelastet und unterhält diverse Nebenprojekte, zuletzt unter anderem Venus Vegas und Glacier. Aktuell sind Mint Mind an der Reihe, mit denen er sich etwas direkteren Klängen widmet. Indie-Ursuppe, Post Punk, Fuzz und sogar der eine oder andere Kraut-Ausflug begleiten das neue Album „Thoughtsicles“.

Warum krautig, wenn es doch eigentlich recht direkt vonstatten gehen soll? Dafür ist der Titelsong „Thoughtsicles“ verantwortlich mit stattlichen zehneinhalb Minuten. Bereits der erste, mit Gesang behaftete Teil lullt im besten Sinne ein und nimmt eine Prise Psych mit. Urplötzlich hebt das Trio jedoch ab und geht auf ellenlange Suche nach, ja, wonach denn eigentlich? Die sympathische Lässigkeit und der angenehm schroffe Wurmfortsatz hinterher machen sich gut. Viel typischer ist da schon „Brother, You’re Not My Brother“, ein herrlich angepunktes Stück Musik mit lässigen Garage-Untertönen und fiesen, schrillen Gitarren.

Was diese Platte so spannend macht, ist ihre Vielschichtigkeit. Da wäre beispielsweise das zweiteilige „Sleepyhead“, für sich der dritte Teil der sogenannten „Leisure Trilogy“. Wie man sich von minimalistischer Unruhe zu Anzeichen von Schweinerock hangelt, unterhält gewaltig. Selbiges gilt für „I Love A Good Queue“, ein weiterer Indie-Punker mit schriller Note im Backend, und das protestierende „The Hassle From The Man“. Aber auch „Alcoholicity“, der herrlich blubbernde, mit Post Punk flirtende Opener, hat Charme.

Zunächst überfordert „Thoughtsicles“ ein klein wenig, denn Mint Mind nehmen so ziemlich alle vorstellbaren Genres und Einflüsse mit wachsender Begeisterung mit. Stört aber nicht, denn diese konstant wankelmütige, durchaus kratzbürstige Platte bringt ordentlich Stil und richtig gute Songs mit – bissig, pointiert, dennoch harmonisch. Wer sich die CD-Version sichert, kriegt zwei Cover-Versionen („A New England“ von Billy Bragg und „Chosen Time“ von New Order, beide großartig), sowie das erste Album und die letzte EP als Bonus mit dazu. Besser geht’s nicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.01.2020
Erhältlich über: The Upper Room (Broken Silence)

Mint Mind @ Facebook
„Thoughtsicles“ @ Amazon kaufen