Disheveled Cuss – Disheveled Cuss

Disheveled Cuss
(c) Elle Schneider / @attentionsoldier

Der Name Nick Reinhart dürfte manchen von den Kult-Math-Rockern Tera Melos bekannt sein. Der amerikanische Sänger und Gitarrist wirkte unter anderem bei Death Grips, Portugal. The Man und Best Coast mit, und ist Teil von Big Walnuts Yonder. Mit seinem neuesten Projekt Disheveled Cuss widmet sich Reinhart nun Alternative-Pop/Rock-Klängen der 90er in bester Pixies-, Weezer- und Dinosaur Jr.-Tradition. Das Album heißt ebenfalls „Disheveled Cuss“ und taucht tief in die Jugendzeit des Protagonisten ein.

„She Don’t Want“ bringt das kurzweilige Spannungsverhältnis dieser elf Songs auf den Punkt. Reinhart krempelt die Ärmel hoch, zahlreiche Power-Pop-Melodien purzeln heraus. Zugleich lässt er die Muskeln spielen, die Gitarren wirken kantig und kernig. Im Refrain taucht zudem eine gewisse Melancholie auf, welche sich durch weite Teile des Albums zieht. Ähnliches fördert „Shut Up“ zutage. Das forsche, leidenschaftliche Auftreten schielt verstohlen Richtung Punk, ein feiner Hauch Schwermut legt sich bei aller Aufbruchsstimmung über das Arrangement, ein verwaschenes Gitarrensolo rundet das Geschehen gekonnt ab.

Ein Track wie „Oh My God“ fällt aus dem Rahmen, nicht zuletzt aufgrund der stattlichen Spielzeit. Disheveled Cuss werden hier bis zur Unkenntlichkeit gestreckt, ergehen sich in atemlosen Schleifen, die zur Mitte zwischen Psychedelic Rock und Shoegaze pendeln, nur um im richtigen Moment wieder zu klassischem Alternative-Sound mit feinen Math-Stückchen zurückzufinden – ein Hinweis auf eines von Reinharts vielen früheren Leben. Der Opener „Generic Song About You“ gibt sich hingegen wuchtig und fast schon muskulös, wirkt wie eine Parodie und hat dennoch Melodien zu bieten, welche Weezer gefühlt seit drei Alben suchen.

42 Minuten Vinyl-Ideallänge ohne Verschnitt – Nick Reinhart liefert mit Disheveled Cuss ein erstaunlich originalgetreues Abbild einer bewegten Alternative-Zeit. Das Debüt unter diesem Namen lässt zu jeder Zeit erkennen, dass der Veteran ein Student of the Game dieser Epoche ist, die Schlüsselalben auswendig gelernt hat und daraus seine Songwriting-Stärke bezieht. Schmissiges trifft Schwerfälliges, packende Melodien kollidieren mit nachdenklichen Resümees. Das Ergebnis: mehr als hörenswert.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.06.2020
Erhältlich über: Sargent House (Cargo Records)

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