Mayflower Madame – Prepared For A Nightmare

Mayflower Madame
(c) Sven Santelmann

Die bekömmliche Schwere von „Observed In A Dream“ hievte Mayflower Madame vor vier Jahren in die Riege düsterer Hopefuls. Schroffer Post Punk, verwaschener Shoegaze und desolater Noir-Psych gaben sich die Klinke in die Hand, 2018 durch „Premonition“, eine Sammlung apokalyptischer Liebeslieder, verdichtet. In der Zwischenzeit tourten die Norweger durch Europa und Nordamerika, tankten sich durch den Festival-Loop und nahmen zudem eine neue Platte auf. „Prepared For A Nightmare“ setzt das Traumkonstrukt fort und taucht noch tiefer in den beklemmenden Sound ein.

„Swallow“ treibt besagtes Eintauchen in etwas poppigere Gefilde fort, ohne dabei das etablierte Klangbild zu verlassen. Die Fortsetzung der apokalyptischen Lovesong-Reihe stellt Nick Cave neben Grave Pleasures und bleibt sofort hängen. Zwar hat der eröffnende Titelsong „Prepared For A Nightmare“ ebenfalls seine harmonischen Momente, bloß auf deutlich beklemmendere Weise, wie ein Geisterhaus kurz vor dem unerwarteten Blutbad. Alleine schon der zittrige Gitarrensound macht diesen verstörenden Auftakt zu einem willkommenen Happening.

Gleichförmigkeit gibt es bei Mayflower Madame nicht, so ziemlich jeder Track zeigt eine andere Facette der Norweger. In „Ludwig Meidner“ ist es das verkappte Gothic-Faible des Debüts, auf die Spitze getrieben und von einem rollenden Basslauf angetrieben. „The Night Before“ übt sich hingegen in Noir-Minimalismus und wirkt wie ein ausgebautes Fragment, das schließich auf die druckvolle, mit Post Punk behaftete Wucht von „Goldmine“ vorbereitet – laut, arrogant und doch so bekömmlich. Das unwohlige Gefühl des ansonsten eingängigen „Vultures“ und der Psychgaze-Fleischwolf von „A Future Promise“ bleiben ebenfalls hängen.

Nicht nur namentlich ist „Prepared For A Nightmare“ die logische Weiterentwicklung von „Observed In A Dream“. Mayflower Madame haben ihren Sound gefunden und reizen diesen noch weiter aus – noch wuchtiger, noch verquerer, noch ominöser, noch harmonischer. Stellenweise glaubt man den Soundtrack zu einem Film, der erst gedreht werden muss, zu hören. Im Laufe dieser Platte spielt sich ein beklemmendes, verstörendes Kopfkino ab, zieht die Daumenschrauben weiter an und wiegt dennoch in Sicherheit – eine weitere kathartische Perle von diesem packenden skandinavischen Quartett.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.06.2020
Erhältlich über: Only Lovers Records (Groove Attack)

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