Mile Me Deaf – Ecco

Mile Me Deaf
(c) Beate Ponsold

Nach dem Release von „Alien Age“ hatte Wolfgang Möstl erst einmal alles gesagt, was es mit Mile Me Deaf zu sagen galt. Die unerwartete Exkursion gen Chillwave, Vaporwave und Synth löste sich von Indie- und Noise-Rock-Erwartungen, das Projekt wurde anschließend auf Eis gelegt. Möstl trat vor allem als Produzent auf, widmete sich diversen Nebenschauplätzen und wurde Vater. Dennoch ließ ihn Mile Me Deaf nicht so ganz los, und so macht das Wiener Urgestein nun doch wieder solo weiter. „Ecco“ setzt den auf „Alien Age“ eingeschlagenen Weg mit poppiger Synthetik fort.

Tatsächlich hatte Möstl die neuen Songs bereits geraume Zeit herumliegen, entschloss sich aber erst jetzt zum Release. „Holodeck“ erschien schon im Mai 2019 und strahlt immer noch hell. Post-psychedelischer Odd-Pop mit stark synthetischer Note, viel Gefühl und schwebender Arrangierung mäandernd durch vier luftige Minuten und lässt sich auf weichen Polstern nieder. Dort wartet bereits der verhinderte Vaporwave-Exkurs „Loop“, wie eine Hipness-Karikatur auftragend, kunterbunt schillernd und gefühlt mit den Wundern der ironischen Distanz spielen.

Mile Me Deaf gehen ihren Weg also weiter, und der XXL-Rausschmeißer „Phase“ illustriert, warum dieser Ansatz stimmt. Gemächlich fließen die Noten aus der Technik, es wabert und klimpert an allen Ecken und Enden, dazu kommt angenehm zurückgelehnter Gesang. Der Track lullt ein, spielt mit Psychedelik und erinnert an MGMT zu „Congratulations“-Zeiten – catchy und doch ganz weit weg von den Erwartungen. Hier blüht „Weirdness“ auf, wo der Titel noch Methode hat. Ein Saxofon mischt sich ins Getümmel, das Beat-Konstrukt wirkt beinahe schnell und atemlos, der Blick schielt verstohlen gen Uptempo.

All diese vielfältigen und doch wie aus einem Guss wirkenden Klangcollagen machen „Ecco“ zu einer besonderen Platte. Natürlich werden Fans älterer Mile Me Deaf-Werke abermals ihre Probleme mit dem Geschehen haben, aber das dürfte Möstl wohl herzlich wenig stören. Die Neuerfindung seines wiederentdecken Steckenpferds wirkt synthetischer und verspielter denn je, zugleich aber vielleicht poppiger als es das Bandformat je war. Klammert man die alten Mile Me Deaf aus, ist „Ecco“ richtig stark. Aber auch so gibt es unheimlich viel Gutes zu entdecken.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.06.2020
Erhältlich über: Siluh Records

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