Janice Prix – Waking

Janice Prix
(c) Henrik Korpi

Janice Prix haben es sich alles andere als einfach gemacht und spielen elektronischen Indie-Pop in einer Stadt, die für ihre lebhafte Metal- und Punk-Szene bekannt ist. Von offener Ablehnung zu sprechen, wäre dezent übertrieben – eines Tages wurden gefälschte Nachrufe mit den Namen der Mitglieder an die Studiotür genagelt. Unbeeindruckt davon widmet sich das Trio ihren Noir-Klängen, hörbar in den 80er Jahren verwurzelt, und doch im Hier und Jetzt angesiedelt. „Waking“ zeigt eine Band, die tatsächlich aufwacht und die Welt begrüßt.

Gewisse Vergleiche drängen sich natürlich auf. „Blood / Rush“ erinnert ein wenig an den hibbeligen, leicht glammigen Pop, den Bands wie Empire Of The Sun oder The Naked And Famous vor einigen Jahren zurückgebrachten. Richard Henrys fieberhafter und doch entspannter Gesang bleibt hängen, die nicht minder packende Melodie ebenso. In diesen viereinhalb Minuten stimmt alles, wenig später von „Ikaros“ nicht minder gekonnt aufgegriffen. Hier kommt die Noir-Note der Schweden auch musikalisch stärker durch. Der getragene Rhythmus, die himmlische Schwere inmitten ausgewählter Eingängigkeit, die erhabene und doch gedrückte Atmosphäre – alles passt zusammen.

In „Heart“ schicken sich Janice Prix sogar an, Nachfolger der zuletzt recht poppigen Dúné zu werden. Zumindest die Strophen hätten wunderbar in das „Valentina“-Epos der Dänen gepasst. Komplettes Kontrastprogramm setzt hingegen der eröffnende Titeltrack. „Waking“ spielt mit wuchtiger Nachdenklichkeit, mit kraftvollen Fanfaren, mit der bleiernen Seite des Wave-Spektrums. Und doch passt der Track mindestens so hervorragend auf dieses Album wie das getragene, bewusst schwerfällige „Where Did We Go Wrong?“ oder die forsche Uptempo-Power des beinahe gitarrenpoppigen „Nobody Would Know“.

Nach diesen gut 50 Minuten fällt es schwer zu glauben, dass die Schweden sich eigentlich noch am Anfang ihrer Karriere befinden. „Waking“ macht sich prima im weitgesteckten Pop-Feld mit Retro- und Synthie-Faktor, erinnert ebenso an Hurts wie an Fenech-Soler, und ist dennoch komplett eigenständig. Durch die Bank richtig gute Songs, packende Melodien und so manche etwas ungewöhnliche Idee bekommen der Platte gut und platzieren Janice Prix gleich mal an vorderster Quasi-80s-Front. Wie war das noch einmal mit der dusseligen Szene-Ablehnung?

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.07.2020
Erhältlich über: popup-records (Soulfood Music)

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